Religion Deutsche Katholiken setzen Reformprozess fort
Die katholische Lehre ist wie sie ist - das hat der Vatikan den deutschen Brüdern und Schwestern kürzlich nochmal ins Stammbuch geschrieben. Doch die lassen sich davon nicht entmutigen.

Frankfurt/Main - Trotz heftiger Kritik aus dem Vatikan setzen die deutschen Katholiken heute ihren Reformprozess Synodaler Weg fort. In der Frankfurter Messe tritt bis Samstag zum vierten Mal die Synodalversammlung aus Bischöfen, Priestern, kirchlichen Mitarbeitern und zahlreichen Laienvertretern zusammen.
Es gehe diesmal unter anderem darum, ob die Synodalität auf Dauer eingeführt werde, ob also auch künftig gemeinsam beraten und entschieden werden solle, sagte die Präsidentin des Zentralrats der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, der Deutschen Presse-Agentur. „Insgesamt stehen Teilhabe, Wertschätzung von Vielfalt, Zukunftsfähigkeit der Kirche auf der Entscheidungsagenda.“
Der Synodale Weg läuft seit 2019, organisiert vom ZdK und der Deutschen Bischofskonferenz. Beide Gremien wollen Änderungen erreichen in der kirchlichen Sexualmoral, bei der Rolle von Frauen in der Kirche, beim Umgang mit Macht und beim Zölibat, der verpflichtenden Ehelosigkeit katholischer Priester. Auslöser des Reformprozesses war die massive Vertrauenskrise nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals.
Vatikan: Synodaler Weg „nicht befugt“
Im Juli hatte der Vatikan den deutschen Glaubensbrüdern und -schwestern in einer harschen Stellungnahme jedoch mitgeteilt, dass der Synodale Weg „nicht befugt“ sei, neue Formen der Leitung und eine neue Ausrichtung der katholischen Lehre und Moral zu entwickeln.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und ZdK-Präsidentin Stetter-Karp stellten aber klar, dass sie den Reformprozess gleichwohl fortsetzen wollen. Sie wiesen darauf hin, dass der Vatikan falsche Vorstellungen von dem Prozess in Deutschland habe. Deshalb sei ein direkter Austausch umso wichtiger. Der Vatikan lehnt es bisher aber ab, mit deutschen Laienvertretern zu sprechen.
Stetter-Karp sagte der dpa: „Wir hoffen sehr darauf, endlich in Rom zu einem Gespräch eingeladen zu werden.“ Sie gehe weiterhin davon aus, dass der Synodale Weg Früchte tragen werde. „Es gibt nur wenige Fragen auf dem Synodalen Weg, die durch eine gesamtkirchliche Regelung beantwortet werden müssen.“ Vieles könnten die deutschen Katholiken auch eigenständig entscheiden.
Stetter-Karp sagte, sie gehöre der katholischen Kirche „sehr gern“ an. „Deshalb ist es mir wie sehr vielen anderen Katholikinnen und Katholiken ein Anliegen, meine Kirche auf ihrem Weg in die Zukunft zu begleiten. Dafür braucht sie, so meine ich, Veränderung, Bewegung. Und die ist zu gestalten und zu erleben – auf dem Synodalen Weg.“
Nonne kritisiert Vatikan-Reaktion
Ordensschwester Philippa Rath kritisiert vor der Synodalversammlung den Vatikan für seine Reaktion. Die geäußerte Kritik an dem deutschen Reformprozess sei „ausgesprochen inhaltsarm“, teilte Schwester Philippa der Deutschen Presse-Agentur mit. Die Erklärung des Vatikans habe eigentlich nur das Ziel gehabt, „den Synodalen Weg zu diskreditieren und zu blockieren“. Dieses Ziel habe der Vatikan aber nicht erreicht: „Gerade angesichts dieser Störmanöver hat es ausgesprochen Sinn, den Weg unbeirrt weiterzugehen. Denn die Reformanliegen sind ja mehr als dringlich und dulden keinen Aufschub. In vielen anderen Ländern wird dies übrigens genauso gesehen wie bei uns.“ Schwester Philippa gilt als eines der profiliertesten Mitglieder der Synodalversammlung.