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Deutsche Geschichte Deutsche Geschichte: «Mauer durch nichts zu rechtfertigen»

05.08.2011, 14:59
Ostberliner Bauarbeiter sind unter strenger Bewachung durch Vopos am 01.06.1966 in Berlin mit dem Abriss von Grenzhäusern an der Bernauer Straße beschäftigt. (FOTO: ARCHIV/DPA)
Ostberliner Bauarbeiter sind unter strenger Bewachung durch Vopos am 01.06.1966 in Berlin mit dem Abriss von Grenzhäusern an der Bernauer Straße beschäftigt. (FOTO: ARCHIV/DPA) dpa

Berlin/dpa. - «28Jahre Mauer waren 28 Jahre, in denen Menschen kaltblütig erschossenwurden. Das ist durch nichts zu rechtfertigen», sagte der einstigeDDR-Oppositionelle. Durch das DDR-Grenzregime starben an der BerlinerMauer nach wissenschaftlichen Erkenntnissen mindestens 136 Menschen.Eine Übersicht über die Schauen:

- Die Sonderausstellung im Berliner Bildungszentrum derStasi-Unterlagen-Behörde hat den Titel «Täuschen und Vertuschen. DieStasi und die Mauertoten». Mit ihr soll an die Opfer und ihrezurückgebliebenen Familien erinnert werden. Viele hätten jahrelanggelitten, weil sie nicht wussten, wie geflüchtete Angehörige umkamen.«Die Familien waren auch Opfer», sagte Bundesbeauftragter Jahn.

Erstmals sind Originale aus einer Sonderakte des DDR-Ministeriumsfür Staatssicherheit zu sehen, in der 30 Fälle von vertuschtentödlichen Schüssen an der Mauer dokumentiert sind. Auch Totenscheinewurden gefälscht. «Da wurden alle Register gezogen, damit dieTodesfälle an der Mauer nicht bekanntwerden», sagte Jahn. Erzähltwird auch das Schicksal des Ost-Berliner Ingenieurs Horst Einsiedel.Der 33-Jährige wurde bei einem Fluchtversuch im März 1973 vonDDR-Posten erschossen. Erst nach der Wiedervereinigung erfuhr dieFamilie, dass Einsiedel nicht bei einem Unfall starb.

- Im früheren Grenzbahnhof Friedrichstraße wird mit einerInstallation an die traurige Rolle des Ortes nach dem Mauerbauerinnert. «Der geteilte Bahnhof» in der Mittelpassage rücktdramatische Geschichten von Überwachung, Flucht und Ausreise währendder Teilung in den Mittelpunkt. Auf Schautafeln sind Fotos, Dokumenteund Exponate zu sehen. Markierungen auf dem Boden machen deneinstigen Grenzbahnhof mit seinen Kontrollen und Absperrungenerlebbar. Auch der «Tränenpalast» ist ein Thema. In der Ausreisehalledes früheren DDR-Grenzübergangs Friedrichstraße verabschiedetenOstberliner zumeist tränenreich Freunde und Verwandte aus dem Westen.

- «Aus anderer Sicht» heißt eine Fotoausstellung, die am Abenderöffnet werden sollte. Sie will aus einer bislang nicht bekanntenSicht die Berliner Mauer in den ersten Jahren nach dem Bau zeigen.Rund 1200 Negative waren in einem Archiv wiederentdeckt worden. Siewaren 1965 von einem DDR-Grenzkommando angefertigt worden und langeZeit streng geheim. Die nun zu Panoramen zusammengefügten Bilderzeigen den Mauerverlauf auf Ost-Berliner Seite, der oft nochprovisorisch war. Bildunterschriften sollen die Kommunikation ausMauerzeiten wiedergeben: aus dem Westen wurde gerufen, im Osten dasGesprochene protokolliert.

- Im Berliner Tiergarten ist eine Stahlplastik mit dem Titel «TodesMauer Bruch» des Aktionskünstlers Ben Wagin zu sehen. Der Ort sei zuMauerzeiten eine Brache gewesen, sagte der Berliner rünen-Abgeordneteim Europäischen Parlament, Michael Cramer. Nach seinen Angaben hattenjunge Künstler schon wenige Monate nach dem Mauerbau mit Skulpturenein Zeichen des Protestes gesetzt. Viele davon seien in dieLandschaft in der Nähe des heutigen Kanzleramtes eingewachsen. ImSockel der Wagin-Plastik ist das Wort «Tote» in mehreren Spracheneingraviert.

«Einreise in die Hauptstadt de DDR» steht auf dem Band am Boden des Bahnhofs Friedrichstrasse in Berlin. Die Markierung ist Teil der Ausstellung «Der geteilte Bahnhof 1961-89». (FOTO: DPA)
«Einreise in die Hauptstadt de DDR» steht auf dem Band am Boden des Bahnhofs Friedrichstrasse in Berlin. Die Markierung ist Teil der Ausstellung «Der geteilte Bahnhof 1961-89». (FOTO: DPA)
dpa
Blick auf die Berliner Mauer mit Sperranlagen und Todesstreifen in der Bernauer Straße in Berlin-Wedding. Gut zu erkennen sind auch noch die Reste der Häuser die nach und nach für den Mauerbau abgerissen wurden. (FOTO: ARCHIV/DPA)
Blick auf die Berliner Mauer mit Sperranlagen und Todesstreifen in der Bernauer Straße in Berlin-Wedding. Gut zu erkennen sind auch noch die Reste der Häuser die nach und nach für den Mauerbau abgerissen wurden. (FOTO: ARCHIV/DPA)
dpa
Eine Familie hinter Stacheldraht bewacht von Volkspolizisten der DDR während der Zwangsräumung von Häusern in der Bernauer Straße in Berlin, 1961. Nachdem bereits die nach Westberlin gehende Türen und Parterre-Fenster zugemauert wurden, entdeckten Fotografen kurz darauf auch mit Stacheldraht versehene Fenster. (FOTO: ARCHIV/DPA)
Eine Familie hinter Stacheldraht bewacht von Volkspolizisten der DDR während der Zwangsräumung von Häusern in der Bernauer Straße in Berlin, 1961. Nachdem bereits die nach Westberlin gehende Türen und Parterre-Fenster zugemauert wurden, entdeckten Fotografen kurz darauf auch mit Stacheldraht versehene Fenster. (FOTO: ARCHIV/DPA)
dpa
Eine Besuchergruppe steht an der Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße in Berlin. Knapp zwei Drittel der Deutschen (61 Prozent) haben laut einer Umfrage noch nie eine Gedenkstätte zum Mauerbau besucht.
Eine Besuchergruppe steht an der Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße in Berlin. Knapp zwei Drittel der Deutschen (61 Prozent) haben laut einer Umfrage noch nie eine Gedenkstätte zum Mauerbau besucht.
dpa
Arbeiter erhöhen die Sektorensperre an der Bernauer Straße in Berlin im August 1961. (FOTO: ARCHIV/DPA)
Arbeiter erhöhen die Sektorensperre an der Bernauer Straße in Berlin im August 1961. (FOTO: ARCHIV/DPA)
dpa