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Flugsicherung Deutsche Flugsicherung: Zahl der Drohnen-Zwischenfälle an deutschen Flughäfen stark gestiegen

Von Thoralf Cleven 20.12.2018, 17:11
Eine Drohne und ein Flugzeug im Landeanflug
Eine Drohne und ein Flugzeug im Landeanflug dpa

Berlin - Flugverkehrs-Experten sind in Sorge: Die Berichte über die Flughafen-Sperrung in London-Gatwick nach Drohnensichtungen über dem Flugfeld könnten europaweit Nachahmer animieren. Die Folgen wären Chaos auf Flughäfen, wütende Passagiere, überlastete Ausweich-Züge.

Grundlos ist die Besorgnis nicht. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) registrierte bis Ende November 152 Meldungen über Sichtungen von oder Behinderungen durch Drohnen – 119 davon im direkten Flughafen-Umland. Die Zahl der Meldungen hat sich danach gegenüber dem Vorjahr (86) eklatant erhöht. 2015 hatte es lediglich 14 gegeben. Besonders betroffen sind der Flughafen Frankfurt (31 Meldungen), der Flughafen Berlin-Tegel (15) und der Flughafen München (14).

Meldungen meist durch Piloten

Häufig kommen die Meldungen von Piloten, so die Auskunft aus dem DFS. Denn die Drohnen, die in der Regel ohne Transponder fliegen, werden vom Radar nicht erfasst. In fataler Weise erinnern die Störungen des Flugverkehrs deshalb an eine Reihe von Vorfällen, über die auch zuerst betroffene Piloten berichteten: Das Blenden der Cockpit-Besatzungen durch Laserpointer. Auch hier hatte es Nachahmer gegeben.

In Deutschland sind Drohnenaufstiege und -flüge über einem Flughafengelände verboten. Gleiches gilt für eine Sicherheitszone von 1,5 Kilometern um den Flughafenzaun herum. Verstöße gelten als „gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr“ und sind Straftatbestände. Freiheitsstrafen von sechs Monaten bis zu zehn Jahren sind möglich.

Flugsicherung fordert strengere Regeln

Generell regelt die Drohnenverordnung des Bundesverkehrsministeriums, die zum Beispiel eine Führerschein-Verpflichtung für Drohnenpiloten vorsieht, den Umgang mit den unbemannten Fluggeräten. Der Flugsicherung reichen viele Maßnahmen noch nicht. Sie hält die weitergehende Verschärfung der Regeln, insbesondere die Registrierungspflicht von Drohnen für sinnvoll. Außerdem sollten die Flugsysteme mit einer Technologie, durch die Drohnen wie andere Luftfahrzeuge auch sichtbar würden, ausgerüstet werden müssen, so die DFS.

Das Thema wird in den nächsten Monaten und Jahren voraussichtlich immer drängender. Nach der DFS-Statistik des fast abgelaufenen Jahres ist es am deutschen Himmel noch nie so eng zugegangen wie 2018. Die Zahl der Verkehrsflüge über Deutschland ist neuer Rekord: 3,236 Millionen. Das waren 4 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum und ebenfalls mehr als im gesamten Jahr 2017, als 3,21 Millionen Bewegungen gezählt wurden.

Kein Hinweis auf terroristischen Hintergrund

Der Londoner Flughafen Gatwick ist auch am Donnerstag gesperrt geblieben. Passagiere wurden aufgerufen, nicht anzureisen, ohne sich vorher bei ihrer Airline zu versichern, dass ihr Flug tatsächlich stattfindet. Die Polizei in der Grafschaft Sussex bezeichnete die Störungen als „absichtliche Handlung“. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gebe es jedoch nicht.

Viele Passagiere saßen stundenlang in ihren startklaren Maschinen fest, während ankommende Flugzeuge zu - teils hunderte Kilometer entfernten - Flughäfen umgeleitet wurden. In den frühen Morgenstunden des Donnerstags war der Betrieb kurzzeitig wieder aufgenommen worden, dann aber erneut gestoppt worden.