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Deutsche Elite-Soldaten in Afghanistan Deutsche Elite-Soldaten in Afghanistan: Opposition aufgebracht über Geheimhaltung

25.02.2002, 12:49
Rudolf Scharping (m.) bei deutschen Soldaten in
Rudolf Scharping (m.) bei deutschen Soldaten in EPA

Berlin/dpa. - «Zirka 100» Soldaten der Spezialeinheit KSK kämpften inAfghanistan, bestätigte der Sprecher des Verteidigungsministeriums amMontag in Berlin. Über Orte, Zeit und Umfang der Aktionen sei ernicht berechtigt, Aussagen zu machen. Führende Offiziere der als Teilder internationalen Schutztruppe ISAF in Kabul eingesetztenBundeswehrsoldaten sind in die Operationen ihrer KSK-Kameraden nichteingeweiht, sagte General Carl-Hubertus von Butler in derafghanischen Hauptstadt. «Wir wissen nichts über ihre Zahl, und wirwissen nicht, wo sie sie sind», betonte der Presseoffizier derBundeswehr in Kabul, Dietmar Jeserisch.

Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye sagte, die Militäraktion derSpezialkräfte bewege sich eindeutig im Rahmen des Bundestags-Mandatsvon Mitte November vergangenen Jahres. Überdies informiereVerteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) laufend dieentsprechenden Gremien. Scharping hatte am Sonntag erstmalsöffentlich die Anwesenheit der Spezialtruppen in Afghanistanbestätigt, die gemeinsam mit den Spezialeinheiten der USA undGroßbritanniens eingesetzt werden.

Mit großer Zurückhaltung bewertete Scharpings Sprecher Äußerungendes Vorsitzendes des Verteidigungsausschusses, Helmut Wieczorek(SPD), der von «sicherlich mehr als 200» Soldaten gesprochen hatte,deren Einsatz «durchweg erfolgreich» sei. «Dies Zahl kann ich nichtbestätigen», sagte der Sprecher. Wieczorek ließ am Montag mitteilen,er werde sich an diesem Tag nicht zu seinen Einlassungen äußern.

Auch Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) kritisierte diefehlende Information. «Ich hätte es für eine gute Übung gehalten,wenn wir unterrichtet worden wären», sagte Stoiber in Berlin. Damitwäre die Linie fortgesetzt worden, die Bundeskanzler Gerhard Schröder(SPD) unmittelbar nach den Anschlägen des 11. September eingeschlagenhabe. Schärfer äußerte sich der CDU-Verteidigungsexperte Paul Breuer:«Damit verspielt man Grundvertrauen, und das ist absolut nichthinzunehmen.» FDP-Generalsekretärin Cornelia Pieper sprach von einem«Skandal ohnegleichen». Auch die Grünen-VerteidigungspolitikerinAngelika Beer meinte, «so ein Theater» wie am Wochenende dürfe esnicht noch einmal geben.

Der stellvertretende Ausschuss-Chef Thomas Kossendey (CDU) sagteim Sender NDR 4 Info, die Obleute und die jeweiligen Sprecher derFraktionen in diesem Gremium wüssten bereits seit einigen Wochen,dass Spezialkräfte eingesetzt würden. In dieser Runde habe auchEinigkeit bestanden, dass Einzelheiten zum Schutz der Familien derElite-Soldaten nicht in die Öffentlichkeit gehörten. Deswegen wolleer nicht von einem «Skandal» sprechen.

Der SPD-Abgeordnete und Ex-General Manfred Opel sprach imRundfunksender WDR 5 davon, dass der Bundestagsbeschluss von «maximal200» Soldaten ausgehe. In diesem Beschluss wird die Zahl der«Spezialkräfte» aber mit 100 angegeben. Sie sind Teil der insgesamt3900 Bundeswehr-Soldaten, die vom Bundestag Mitte Novembervergangenen Jahres für den Anti-Terror-Einsatz in Afghanistan zurVerfügung gestellt wurden.

Infokarte zum Einsatz der KSK in Afghanistan
Infokarte zum Einsatz der KSK in Afghanistan
dpa