Deutsche Botschaft in Griechenland Deutsche Botschaft in Griechenland: Schüsse im Diplomatenviertel von Athen

Berlin/MZ - Auf die Residenz des deutschen Botschafters in Griechenland ist in der Nacht zum Montag ein Anschlag verübt worden. Gegen drei Uhr Ortszeit wurde das Haus des Botschafters Wolfgang Dold im Athener Vorort Chalandri mit einem Kalaschnikow-Sturmgewehr beschossen. Verletzte habe es nicht gegeben, sagte ein Polizeisprecher. Der Polizeibeamte, der die Residenz bewache, habe von seiner Waffe wegen der gegenüber liegenden Wohnhäuser keinen Gebrauch gemacht. Das Gebiet sei von der Polizei weiträumig abgesperrt worden. Nach Pressinformationen soll es mindestens drei Festnahmen durch die Anti-Terror-Polizei gegeben haben.
Scharfe Reaktion
Im Radiosender „Skai“ war von mindestens 20 Schüssen die Rede; vier Kugeln seien im Gartentor steckengeblieben. Der Sprecher wollte sich zu diesen Informationen nicht äußern. Ministerpräsident Antonis Samaras und der Minister für öffentliche Ordnung, Nikos Dendias, sollen bereits mit Botschafter Dold telefoniert haben. Die deutsche Botschafterresidenz war 1999 schon einmal Ziel eines Terroranschlags. Damals war eine Panzerfaust auf das Haus abgefeuert worden.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verurteilte den Anschlag scharf. „Das ist ein Vorfall, den wir sehr ernst nehmen. Nichts, aber auch gar nichts kann einen solchen Angriff auf einen Vertreter unseres Landes rechtfertigen“, teilte er mit. Der Außenminister betonte, es werde den Tätern nicht gelingen, „die guten Beziehungen zwischen Deutschland und Griechenland und zwischen Deutschen und Griechen kaputt zu machen“. Ein Sprecher Steinmeiers bescheinigte den griechischen Behörden überdies, nach dem Vorfall „schnell und umsichtig“ reagiert zu haben. Regierungssprecher Steffen Seibert berichtete, Samaras habe wegen des Vorfalls Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) angerufen. Dies sei „ein deutliches Zeichen“. Die Bundesregierung wünsche Griechenland in den nächsten sechs Monaten eine gute EU-Präsidentschaft, fügte er hinzu. Griechenland könne dabei auf jeden Fall mit Berlins Unterstützung rechnen.
Wie es hieß, hat die griechische Regierung zugesichert, die Sicherheitsmaßnahmen vor Ort zu verstärken und alles zu tun, damit die Verantwortlichen ausfindig gemacht und zur Verantwortung gezogen werden. Unabhängig davon stehen der deutsche Botschafter in Griechenland und sein ständiger Vertreter seit Jahren unter Personenschutz. Dies ist in anderen EU-Ländern nicht der Fall. Die besondere Maßnahme hat dem Vernehmen nach mit der Existenz militanter Gruppen in dem Land zu tun und nur bedingt mit der Euro-Krise und ihren für Griechenland einschneidenden wirtschaftlichen und sozialen Folgen. Steinmeiers Sprecher sagte, es sei aus seiner Sicht ohnehin ziemlich „weit hergeholt“, von der sozialen Krise eines Landes auf mögliche Gefährdungen des Botschaftspersonals zu schließen. Dies war unter anderem auf Spanien gemünzt, wo die Situation ähnlich angespannt ist wie in Griechenland und die Kritik an Deutschland ebenfalls wächst.
Spezieller Schutz
Von Griechenland abgesehen genießen Botschafter vor allem in Krisenstaaten wie Afghanistan, Irak oder Jemen Personenschutz. Diese gelten in diplomatischen Kreisen als „Härteposten“. Für die Sicherheit der diplomatischen Vertretungen ist das jeweilige Gastland verantwortlich. Gleichwohl stellt die deutsche Bundespolizei in Botschaften und Konsulaten den Hausordnungsdienst. Auch der Personenschutz wird von deutschen Sicherheitsbeamten gewährleistet. In Krisenstaaten wirkt bei der Vorbeugung oft noch der Bundesnachrichtendienst mit.
Aus Berliner Regierungskreisen verlautet, im Krisenstab des Auswärtigen Amtes werde man diesen genau analysieren und Schlüsse daraus ziehen.