Deutsche Bahn Deutsche Bahn: «Raucherwagen» ist nicht mehr fern
Berlin/dpa. - «Ich glaube,dass viele Menschen im wahrsten Sinne des Wortes jetzt aufatmenkönnen», sagte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD). In komplettabgetrennten Raucherräumen oder in Raucherwaggons darf weitergequalmt werden. Bahnchef Hartmut Mehdorn signalisierte, dass alleZüge rauchfrei werden sollen. Tabakwaren sollen nur noch anErwachsene verkauft werden, nicht mehr an über 16-Jährige. Bundestagund Bundesrat müssen noch über das Gesetz zum Nichtraucherschutzentscheiden, das zum 1. September in Kraft treten soll.
Bundesverbraucherminister Horst Seehofer (CSU) sprach von einem«Riesensprung nach vorne», der auch zu einer Verhaltensänderung inder Gesellschaft beitragen könne. Das Verbot sei überfällig. DieGrünen-Fraktion brachte einen Antrag in den Bundestag ein, um dasRauchen im ganzen Parlament zu verbieten, nicht nur in derVerwaltung. Die Parlamentarische Gesundheitsstaatssekretärin MarionCaspers Merk (SPD) sprach sich dafür aus. Die Chefin des Bundestags-Gesundheitsausschusses, Martina Bunge (Linkspartei), forderte, dasParlament müsse schnellstens mit gutem Beispiel vorangehen.
Die Bahn will nicht von Ausnahmen für komplett abgetrennte RäumeGebrauch machen. Als kundengerechte Regelung sei ein generellesRauchverbot in allen Zügen von S-Bahn bis ICE geplant, teilte derbundeseigene Konzern mit. Dies solle spätestens im September gelten.Abgeschlossene Raucherzonen seien technisch nicht in allen Zügenumsetzbar. Im deutschen Bahnverkehr mit täglich fast fünf MillionenFahrgästen ist Qualmen schon jetzt vielfach tabu.
Die Gesundheitsministerin appellierte an alle Eltern, im Beiseinvon kleinen Kindern in Privaträumen und Autos nicht zu rauchen. EinVerbot in Privaträumen könne der Bund nicht regeln. Jugendlichedürfen künftig nicht mehr in der Öffentlichkeit rauchen. Für denVerkauf von Zigaretten müssen Automaten bis Juli 2009 umgerüstetwerden.
Wer künftig raucht, wo es verboten ist, muss mit einem Bußgeld vonbis zu 1000 Euro rechnen. Die Höhe richtet sich nach der Schwere derTat. Der Glimmstängel soll grundsätzlich aus allen öffentlichenVerkehrsmitteln - Bussen, Bahnen, Flugzeuge und Fähren - verbanntwerden sowie aus rund 500 Bundesbehörden, darunter Ministerien undSozialversicherungsträger wie Krankenkassen. In Kasernen dürfenSoldaten in Wohn- und Schlafräumen weiter rauchen.
Über ein Qualmverbot in Gaststätten entscheiden dieMinisterpräsidenten der Länder am 22. März. Niedersachsen undNordrhein-Westfalen wollen die Entscheidung über Raucherlokale denWirten überlassen. Schmidt forderte die Länder zu einer einheitlichenRegelung auf, nachdem sich die Gesundheitsminister für einweitgehendes Verbot ausgesprochen hatten. Nach Ansicht von Seehofersollte es für Bierzelte eine Ausnahme des Rauchverbots geben.
Der Präsident der Nichtraucherinitiative Deutschland, LudgerSchiffler, verlangte, dass in den geplanten Raucherräumen fürGaststätten nicht bedient werden darf. Sonst werde in Kauf genommen,dass die Angestellten weiter Gesundheitsgefahren ausgesetzt seien,heißt es in einem Brief an die Länder, der dem Berliner«Tagesspiegel» vorlag. Aus diesem Grund sei auch die erwogeneEinrichtung von Raucherlokalen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen hinfällig.
