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Deutsche Ärzte in Großbritannien Deutsche Ärzte in Großbritannien: Dankbare Patienten und mehr Geld

Von Ute Dickerscheid 23.03.2006, 17:54

London/dpa. - Rund 3800 deutsche Ärzte sind bei der britischenÄrztekammer in London registriert, davon hatten sich fast 1000 alleinim vergangenen Jahr gemeldet. Viele von ihnen sind Pendler, dieregelmäßig Wochenend- und Nachtdienste auf der Insel übernehmen. Siekommen mit Billigfliegern wie Ryanair, die Kosten für Unterkunft undVerpflegung übernimmt der britische Staat.

Die gut qualifizierten Deutschen werden hier mit offenen Armenaufgenommen. In Großbritannien fehlt es an Ärzten, besondersaußerhalb der Großstädte. Vor allem bei Zahnärzten herrscht Notstand.So wirbt die britische Botschaft in Berlin auf ihrer Webseite fürdeutsche Zahnärzte und bietet «attraktive Arbeitsmöglichkeiten imNorden Englands». Auf einer Fachmesse für Zahnmediziner im April inKöln will sich das britische Gesundheitsministerium um deutscheZahnärzte bemühen.

Die Arbeitsbedingungen in Großbritannien erscheinen attraktiv. Eindeutscher Arzt betreut laut einer Umfrage täglich durchschnittlichbis zu 63 Patienten. Das sei die höchste Zahl in einem europäischenLand, ergab die Erhebung des Forschungsunternehmens Stethos. Einenglischer Kollege betreut dagegen nur 47 - und das bei bessererBezahlung. «Wenn ich hier sechs Wochen durcharbeiten würde, hätte ichmein Jahresgehalt in Deutschland verdient», sagte ein deutscherOrthopäde, der alle zwei Monate für sieben Tage in einem englischenKrankenhaus arbeitet, der Zeitung «The Guardian». Ein Arzt in einerbritischen Klinik verdiene umgerechnet zwischen 100 000 und 150 000Euro im Jahr brutto, rechnet der Orthopäde. Außer dem finanziellenAnreiz schätzt er auch die Arbeitsbedingungen. Die Patienten seienanders als in Deutschland weniger fordernd und «unheimlich dankbar».