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Deal mit Unternehmer Carsten Maschmeyer Deal mit Unternehmer Carsten Maschmeyer: Gerhard Schröder kassierte Millionen-Honorar für Buchrechte

Von Steven Geyer 13.11.2014, 14:16
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (l), seine Frau Doris Schröder-Köpf sowie AWD-Gründer Carsten Maschmeyer (Foto vom 04.09.2009).
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (l), seine Frau Doris Schröder-Köpf sowie AWD-Gründer Carsten Maschmeyer (Foto vom 04.09.2009). dpa Lizenz

Berlin/Hannover - Seinen Hang zum Luxus hat Gerhard Schröder (SPD) schon als Bundeskanzler ausgestellt: die dicken Zigarren, die Fotostrecke für ein Modemagazin, für die er in 5000-Mark-Anzügen von Brioni posierte – beim 68er Schröder war der Materialismus längst nicht überwunden. Als er aber 2005 vorzeitig aus dem Kanzleramt flog, hätte er sich einschränken müssen: Sieben Jahre hatte er vom relativ bescheidenen Amtsgehalt von 15.000 Euro gelebt, hatte drei Ehen hinter sich, gründete eine neue Familie.

Doch Schröder hatte vorgesorgt – erstens durch einen Vertrag mit dem russischen Staatskonzern Gazprom, der wenige Wochen nach seiner Wahlniederlage bekannt wurde. Und zweitens, wie das neue Buch „GeldMachtPolitik“ (Verlag Droemer/Knaur) enthüllt, auch durch einen fragwürdigen Millionen-Deal mit dem Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer.

Mega-Honorar als Gefälligkeit

Schröder saß demnach noch im Kanzleramt, als er sich im August 2005 von Multimillionär Maschmeyer rund zwei Millionen Euro für die Rechte an seiner Autobiografie zusichern ließ. Bislang hatte Maschmeyer nur ein Honorar von einer Million Euro bestätigt – schon das schien Branchenkennern überteuert. So habe Helmut Kohl nur 500.000 Euro für seine Memoiren bekommen.

Schröders Buch „Entscheidungen“ erschien 2006, nachdem Hoffmann & Campe Maschmeyer die Rechte abgekauft hatte, und verkaufte sich insgesamt 167.419 Mal. Zwei Millionen Euro dürfte es bei Weitem nicht eingespielt haben, schreiben die Autoren von „GeldMachtPolitik“, Wigbert Löer und Oliver Schröm – und legen nahe, dass das hohe Honorar eine Gefälligkeit Maschmeyers gewesen sei, für die Schröder im Gegenzug politische Entscheidungen in dessen Sinn durchgesetzt hat.

Maschmeyer hat solche Verquickungen bereits bestritten, als das Magazin Spiegel über ein Honorar von einer Million berichtet hatte. „Es handelt sich um einen normalen Kauf und Verkauf und keine Gefälligkeit, denn die Gesamtsumme der Erlöse übertraf deutlich den Pauschalpreis beim Ankauf“, sagte er 2011.

Auf einer sprudelnden „Ölquelle“

Doch die Dokumente, die Löer und Schröm zu Tausenden aus geheimen Quellen zugespielt bekamen, belegen, dass die beiden Hannoveraner sich eben doch schon früh über politische Projekte austauschten, Privates mit Geschäftlichem mischten.
Maschmeyer war seinerzeit Chef des Finanzdienstleisters AWD, der Versicherungen und Kapitalanlagen vertreibt, und nutzte die Beziehung, um sich an allerhöchster Stelle immer wieder für eine Reform der Riester-Rente einzusetzen, bei der der Staat private Altersvorsorge fördert. Als die Reform tatsächlich kam, sei Maschmeyer sehr zufrieden gewesen: Er wähnte sich auf einer sprudelnden „Ölquelle“, zitiert ihn der Stern aus den AWD-Unterlagen.

Dass Maschmeyer ein ähnliches Verhältnis zum damaligen Ministerpräsidenten Niedersachsens, Christian Wulff (CDU), pflegte, gehörte zu den Vorwürfen, über die Wulff später als Bundespräsident stürzte. Ende 2011 war bekannt geworden, dass Maschmeyer während des Niedersachsen-Wahlkampfs 2007 die Anzeigenkampagne für ein Interviewbuch mit Wulff bezahlt hatte. Das Buch diente auch zu Wahlkampfzwecken. Wulff trat im Februar 2012 zurück.