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DDR-Vergangenheit DDR-Vergangenheit: PDS-Abgeordnete unterschrieb Stasi-Erklärung

11.06.2002, 14:19
Angela Marquardt
Angela Marquardt ZB

Berlin/dpa. - «Spiegel online» beruft sich auf bislang unbekannte Dokumente, dievon Mitarbeitern der Stasi-Unterlagenbehörde auf Antrag der Redaktionbei Nachforschungen über Stasi-Spitzel an den Schulen gefunden wordenseien. Demnach habe Marquardt als 15-Jährige erklärt: «Ich, AngelaMarquardt, verpflichte mich freiwillig, das MfS in seiner Arbeit zuunterstützen. (...) Ich möchte, dass Feinde unschädlich gemachtwerden. (...) Zur Wahrung der Konspiration wähle ich das PseudonymKatrin Brandt. Über die inoffizielle Zusammenarbeit mit dem MfS werdeich gegenüber jedermann Stillschweigen bewahren.»

Noch bis September 1989 habe sie ihrem Führungsoffizier über diepolitische Haltung ihrer Mitschüler und Bekannten berichtet. Dabeihabe sie einen Mitarbeiter des Kernkraftwerks Greifswald genannt, dersich zur Bürgerrechtsbewegung in Leipzig bekannt und einenFluchtversuch geplant haben soll.

Marquardt wurde am 3. September 1971 in Ludwigslust (Mecklenburg-Vorpommern) geboren und ging in Greifswald zur Schule. Zu Wendezeitenengagierte sie sich zunächst selbst in der Bürgerbewegung und in derOst-SPD, entschied sich dann aber für die SED-Nachfolgepartei PDS.Dort machte sie schnell Parteikarriere. 1992 wurde sie in denParteivorstand gewählt und drei Jahre später - 23-jährig -stellvertretende Parteivorsitzende. Nach zweijähriger Amtszeitkandidierte sie aber nicht wieder für den Bundesvorstand.

1998 kam sie in den Bundestag. Die Politikwissenschaftsstudentinist stellvertretende Parlamentarische Geschäftsführerin und unteranderem medienpolitische Sprecherin der Fraktion. Sie vertritt denlinken Flügel der PDS und fällt durch ihr Punk-Frisuren auf.

Oschmann zufolge drohen ihr zunächst keine Konsequenzen in derFraktion. «Für mich stellt sich die Frage nach Konsequenzen zumjetzigen Zeitpunkt und angesichts der Kenntnisse, die wir haben, ingar keiner Weise.» Er verwies darauf, dass Marquardt damals nochnicht volljährig war. Nach dem Abgeordnetengesetz können dieParlamentarier auf Stasi-Tätigkeit überprüft werden. Dies können siezum einen selbst beantragen. Zum anderem kann der Immunitätsausschussdes Bundestages bei Verdachtsfällen eine Überprüfung beschließen.