DDR-Spiel "Bürokratopoly" DDR-Spiel "Bürokratopoly": Vom Bauern zum Generalsekretär
Berlin - Dass junge Leute über die DDR wenig wissen, ist bekannt und wird allgemein beklagt. Dies gelte für Fakten, Ereignisse und Personen in gleicher Weise, sagte Jens Hüttmann, bei der Bundesstiftung Aufarbeitung zuständig für schulische Bildung. Gerade früher oppositionelle Kreise wünschen sich, dass das anders wird. Nun greifen sie auf ein Instrument zurück, das für die nicht immer humorvollen Dissidenten ungewöhnlich ist: ein Spiel - genauer: auf „Bürokratopoly“, ein von dem Bürgerrechtler Martin Böttger 1983 entwickeltes Gesellschaftsspiel, das in der Stiftung jetzt vorgestellt und dann auch gespielt wurde. Von Schülern.
Böttger erläuterte, er habe „Bürokratopoly“ vor dem Mauerfall entwickelt, „damit wir nicht in Ernst und Traurigkeit versinken“. Ziel war es, Generalsekretär der SED zu werden. Der sächsische Stasiunterlagen-Beauftragte Lutz Rathenow rühmte, das Spiel stehe für etwas, was es in der DDR kaum gab: Gestaltungsfreiheit. Nicht Geld, so lernen die Schüler, war damals Mittel zum Erfolg, sondern Anpassungsbereitschaft sowie dann und wann die Bereitschaft zur Intrige. Die Stasi bekam übrigens von der Existenz des Spiels Kenntnis, ließ die Spieler aber gewähren.
Heute besteht das Ziel weniger in der Zerstreuung derer, die unter der DDR litten. Ziel ist die Aufklärung jener, die den real existierenden Sozialismus nicht erlebt haben, ihn in seinen Grundzügen aber kennen lernen sollen. Das DDR-Museum gibt „Bürokratopoly“ deshalb ab sofort für Lehrer kostenlos und ansonsten für einen Unkostenbeitrag von fünf Euro heraus. Es ist geeignet für drei bis neun Spieler der Klassen 9 bis 13 und dauert bis zu 90 Minuten. Wenn es gut läuft, ist es der Einstieg in eine tiefere Beschäftigung mit jenem Staat, der in diesen Wochen vor 25 Jahren unterzugehen begann.
Während Hüttmann übrigens erklärte, die Spielregeln seien anfangs kompliziert, hatten Bastian Kunz und Maximilian Häring, zwei aufgeweckte 14-Jährige vom Carl-Bechstein-Gymnasium Erkner, einen ganz anderen Eindruck. Es erschien ihnen zu einfach. „Man könnte es an einigen Stellen noch verbessern“, sagte Bastian Kunz, fügte allerdings hinzu: „Die Idee finde ich gut.“ Das Thema DDR sei nämlich in der Schule mehrmals angeschnitten worden. Doch so richtig besprochen wurde es bisher noch nie. (mz)