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DDR-Planchef DDR-Planchef: Gerhard Schürer im Alter von 89 Jahren gestorben

25.12.2010, 14:30

Berlin/dpa. - Gerhard Schürer, mehr als zwei Jahrzehnte obersterDDR-Wirtschaftsplaner, ist tot. Der Wirtschaftsexperte, der im Herbst1989 einen baldigen Staatsbankrott der DDR prophezeite, starb bereitsam 22. Dezember mit 89 Jahren in einem Berliner Pflegeheim, wie derVerlag Edition Ost am Samstag in Berlin unter Berufung auf SchürersWitwe mitteilte. Schürer war von 1965 bis 1989 Vorsitzender derStaatlichen Plankommission der DDR und gehörte seit 1973 als Kandidatdes SED-Politbüros der DDR-Führung an.

Bekannt wurde Schürer vor allem durch den Bericht zur ökonomischenLage der DDR von 1989, der nach Erich Honeckers Sturz von dessenNachfolger Egon Krenz in Auftrag gegeben wurde. Beteiligt daran warenauch Außenhandelsminister Gerhard Beil und Staatssekretär AlexanderSchalck-Golodkowski. In dem geheimen «Schürer-Bericht» wurde auf 24Seiten die desolate Lage der DDR-Wirtschaft nachgezeichnet. DieAutoren drängten den Staat zu einer Wirtschaftsreform. Wegen derhohen Staatsverschuldung sagte das Papier einen Staatsbankrott binnenJahresfrist vor.

Der 1921 in Zwickau geborene Schürer lernte zuerstMaschinenschlosser, im Krieg war er Fluglehrer und Kraftfahrer. 1958wurde er SED-Mitglied und durchlief die Parteikarriere mitAufenthalten in Moskau. 1965 wurde er Leiter der staatlichenPlankommission.

Nach dem Sturz Honeckers und der Regierungsbildung durch HansModrow blieb Schürer zunächst auf seinem Posten. Vor der DDR-Volkskammer übernahm er Mitverantwortung an der Überzentralisierungvon Leitung und Planung in der DDR. Für seine Mahnungen zu Reformensei aber Honecker unempfänglich gewesen. Die SED-Nachfolgepartei SED-PDS zog Schürer Ende Januar 1990 aus der Regierung zurück. Er kamsogar kurze Zeit in Haft.