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DDR-Geschichte DDR-Geschichte: «Schabowski war einer der Schlimmsten»

12.03.2009, 07:54
Günter Schabowski, ehemaliges Politbüromitglied der SED (Archivfoto vom 04.06.2003), hatte am 09. November 1989 mit einer beiläufigen Bemerkung für eine Weltsensation gesorgt. Auf einer Pressekonferenz in Ost-Berlin verkündete er nebenbei die Öffnung der Berliner Mauer. (Foto: dpa)
Günter Schabowski, ehemaliges Politbüromitglied der SED (Archivfoto vom 04.06.2003), hatte am 09. November 1989 mit einer beiläufigen Bemerkung für eine Weltsensation gesorgt. Auf einer Pressekonferenz in Ost-Berlin verkündete er nebenbei die Öffnung der Berliner Mauer. (Foto: dpa) Zentralbild

Berlin/dpa. - Schabowski hatte mit seinen Äußerungen auf derlegendären Pressekonferenz des SED-Zentralkomitees in Ost-Berlin amAbend des 9. November 1989 die überstürzte Öffnung der innerdeutschenGrenzübergänge ausgelöst. Wolf, die auch der SED angehörte,erinnerte daran, dass Schabowski früher auch Erster SED-Bezirkssekretär in Ost-Berlin war. «Ich erinnere mich an einige derwenigen Auftritte Schabowskis im Schriftstellerverband. Vor dem hatte man Angst», sagt Wolf in der jetzt erschienenen «filmeditionsuhrkamp», die auch die Konrad-Wolf-Verfilmung ihres Romans «Dergeteilte Himmel» enthält. Wolf wird am 18. März 80 Jahre alt.

Schabowski hatte wie auch Wolf sowie andere Schriftsteller undKünstler auf der ersten freien Massendemonstration am 4. November1989 auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz gesprochen, wenige Tage vordem Fall der Mauer. Schabowski wurde dabei von den Hunderttausendenimmer wieder von Pfiffen unterbrochen. Wolf musste damals wegenplötzlicher Herzrhythmus-Störungen von Notärzten behandelt werden.

Die Schriftstellerin sprach damals von «unglaublichen Wandlungen»in der DDR und zitierte unter dem bis dahin größten Beifall derKundgebungsteilnehmer einen Vorschlag der Demonstranten für eineLosung zum 1. Mai: «Die Führung zieht am Volk vorbei!» DieSchriftstellerin forderte «Träume mit hellwacher Vernunft» nach demMotto «Stell Dir vor, es ist Sozialismus und keiner geht weg».

Man staune, «was wir offenbar schon lange gedacht haben und waswir uns jetzt laut zu rufen: Demokratie jetzt oder nie!», rief Wolfden Hunderttausenden zu. «Wir wollen jeden Tag nutzen, wir schlafennicht oder wenig, wir befreunden uns mit neuen Menschen und wirzerstreiten uns schmerzhaft mit anderen... Misstrauisch starren wirauf manche plötzlich ausgestreckte Hand, in manches vorher so starreGesicht... Diese Wochen, diese Möglichkeiten werden uns nur einmalgegeben - durch uns selbst... "Trittbrettfahrer - zurücktreten!" leseich auf Transparenten. Und, an die Polizei gerichtet, vonDemonstranten der Ruf: "Zieht euch um und schließt euch an!" - eingroßzügiges Angebot... Vorschlag für den 1. Mai: "Die Führung ziehtam Volk vorbei." Unglaubliche Wandlungen. Und dies ist für mich derwichtigste Satz dieser letzten Wochen - der tausendfache Ruf: Wir -sind - das - Volk! Eine schlichte Feststellung. Die wollen wir nichtvergessen.»