Datenschutz Datenschutz: Erste Festnahme nach Datenklau bei SchülerVZ
Berlin/dpa. - Wie einPolizeisprecher am Abend sagte, handelt es sich um einen 20-jährigenMann aus Erlangen. Er sei in den Räumen der VZ-Netzwerke, demBetreiber von SchülerVZ und StudiVZ, festgenommen worden. EinSprecher der Berliner Staatsanwaltschaft sagte, es werde gegen denMann wegen Ausspähen von Daten und Erpressung ermittelt. Er sollversucht haben, die Daten zu verkaufen. Ob ein Haftbefehl gegen denMann ergehen soll, werde bis zum Dienstag entschieden.
Beim Online-Netzwerk SchülerVZ waren im großen Umfang Nutzerdatenkopiert und illegal weitergegeben worden. Dem Internetblog«netzpolitik.org» wurden nach eigenen Angaben mehr als eine MillionDatensätze von SchülzerVZ-Usern angeboten. Es seien aber nur Datenkopiert worden, die von den Schüler-VZ-Anwendern als «für alle Nutzersichtbar» eingestuft wurden, hatte der Geschäftsführer der VZ-Netzwerke, Markus Berger-de León, erklärt. Die VZ-Netzwerke betreibenneben SchülerVZ auch StudiVZ und MeinVZ mit nach eigenen Angabeninsgesamt rund 15 Millionen Mitgliedern.
Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar warnte unterdessengewarnt, persönliche Daten ins Netz zu stellen. «Der Fall zeigt, dassman sich überlegen muss, wo man Daten preis gibt, speziell imInternet», sagte Schaar der «Berliner Zeitung» (Montag). «Daten, dieim Internet stehen und von einer großen Zahl von Menschengenutzt werden, können nur schwer gegen Missbrauch geschützt werden.»
Auch der Branchenverband der Internetwirtschaft reagierte mitBesorgnis. «Beim Datenschutz von Kindern und Jugendlichen in Online-Netzwerken muss ein Höchstmaß an Sicherheit gewährleistet sein. Dasmuss allerhöchste Priorität genießen», sagte Bernhard Rohleder,Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Informationswirtschaft,Telekommunikation und Neue Medien (Bitkom). Glücklicherweise gehe esbei SchülerVZ nicht um sensible Daten wie Kontonummern. Doch zeigeder Fall, wie wichtig es sei, dass Eltern genau darauf achteten, wasihre Kinder in Online-Netzwerken tun.
Der Berufsverband der Datenschutzbeauftragten (BvD) will nach denHerbstferien an Schulen in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg eine Aufklärungskampagne starten. Dabei sollen BvD-Datenschutzexperten Verhaltensregeln zum Schutz der Daten im Netzvorstellen, wie der der Verband am Montag mitteilte. Eltern undLehrer seien häufig mit dem Datenschutz überfordert.
Der rheinland-pfälzische Datenschutzbeauftragte Edgar Wagnerkritisierte die Registrierung von Kindern unter 14 Jahren in demNetzwerk. Wie er am Montag in Mainz mitteilte, tummeln sich sogarAchtjährige bei SchülerVZ. Dies widerspreche dem Datenschutz- und demZivilrecht. Er forderte die Betreiber auf, endlich für eine «wirksameAlterskontrolle» zu sorgen.