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US-Vorwahlen Das sind die Gründe für den Erfolg des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers

Von Daniel Haufler 29.02.2016, 16:31

Warum ist Trump so erfolgreich bei den Vorwahlen?

Washington/Berlin - Er verkörpert den starken Mann und Siegertyp. Er geht seinen Weg kompromisslos und sagt unverblümt, was er denkt. Er wirkt wie das genaue Gegenteil jener verhassten Politprofis, die in Washington aus Sicht der meisten Bürger nur auf ihren Vorteil bedacht sind und nichts für die Bürger tun, obwohl sie viel Geld dafür bekommen. Und Trump ist zudem der stärkste Kontrast zu dem intellektuellen, oft leicht abgehoben wirkenden und, ja auch das, schwarzen Präsidenten der USA, der bei Konservativen so verhasst ist wie keiner seiner Vorgänger.

Der Umfrage-Experte Matthew MacWilliams bestätigt, dass der gemeinsame Nenner für Trumps Erfolg die Sehnsucht nach einem starken Mann an der Spitze des Staates sei, dessen Anordnung man nur folgen müsse, um sich in Sicherheit wiegen zu können.

Wer wählt Trump?

Weil die Serie von Vorwahlen gerade erst begonnen hat, liegen US-weite Angaben nicht vor. Das Institut Public Policy Polling hat jedoch in einer Umfrage vor der ersten Vorwahl im US-Süden für den Bundesstaat South Carolina herausgefunden, dass Trump Zustimmung in allen demografischen Gruppen findet. Demnach sind 41 Prozent der „etwas konservativen“ Wähler auf seiner Seite, 40 Prozent der jüngeren Wähler, 38 Prozent der Männer, 36 Prozent der bekennenden Republikaner, 35 Prozent der Evangelikalen, 35 Prozent der Wähler in der mittleren Altersgruppe, 34 Prozent der Nicht-Evangelikalen, 31 Prozent der Frauen, 30 Prozent der bekennenden Unabhängigen, 30 Prozent der „sehr konservativen“ Wähler, 30 Prozent der Senioren und schließlich 29 Prozent jener, die sich selbst als Gemäßigte bezeichnen.

Was denken Trumps Anhänger über ihn?

Cecilia Tolias ist 28 Jahre alt, ihr Mann David ist zehn Jahre älter. Sie haben zwei Kinder im Alter von fünf Jahren und einem Jahr. Sie arbeitet in Aiken/South Carolina bei einem Paketzustelldienst, er in einer Reifenfabrik. „Wir gehören zur Arbeiterklasse. Wir arbeiten hart und sorgen uns um die Zukunft unserer Kinder“, erläutert Cecilia Tolias. Trump trauten sie am ehesten zu, für eine gute Zukunft zu sorgen. Er werde den Filz herausreißen, mit dem Washington überzogen sei. Er werde für Sicherheit sorgen. David Tolias sagt: „Er spricht offen aus, was ich denke und was ich normalerweise nur sage, wenn ich meinen Freunden zusammen bin.“ Zu Trumps Ankündigung, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen zu wollen, meint der Arbeiter: „Ich will meine Kultur nicht verlieren. Ich habe zwar keine Angst, aber es ist da ein Unbehagen, dass das Land von Fremden überschwemmt wird.“

Klar scheint zu sein, dass sich Trumps Anziehungskraft nicht nur auf verarmte Weiße beschränkt. Auch republikanisch gesinnte Angehörige der Mittelschicht, die Angst vor der Zukunft haben, finden die Einlassungen Trumps offenbar verführerisch. Trump ist der Kandidat der Verängstigten Staaten von Amerika. Er bedient den Machismo unter weißen Männern ebenso wie unterschwellig existierende oder offen auftretende Ressentiments gegen Einwanderer und Muslime. Dazu kommt sein klares Bekenntnis zur politischen Unkorrektheit.

Sind die Anhänger Trumps wirklich alle intolerant?

Nicht alle, aber viele. Der Grund: Sie haben Angst vor terroristischen Anschlägen im Stile des Massakers von San Bernardino im vergangenen Dezember. Nach den Umfragen von Public Policy Polling unterstützten 80 Prozent der befragten Republikaner in South Carolina Trumps Forderung nach einem Einreisestopp für Muslime in die USA. 31 Prozent der Trump-Wähler würden demnach sogar ein Einreiseverbot für Homosexuelle befürworten, wenn Trump es verlangte. 40 Prozent der Trump-Anhänger sagten, alle Moscheen in den USA sollten geschlossen werden.

Ist Trump noch aufzuhalten?

Zumindest bei den Vorwahlen kaum noch. Die Umfragen legen nahe, dass Donald Trump der offizielle Kandidat der US-Republikaner wird. Ob er allerdings auch das Weiße Haus erobern kann, ist zumindest fraglich. Die Wähler in den USA, so lässt sich aus der Geschichte der Präsidentschaftswahlen ableiten, neigen nicht dazu, extreme Kandidaten ins Weiße Haus zu wählen.

So gelang es dem Populisten Barry Goldwater Mitte der 1960er Jahre, sich die Kandidatur für die Republikaner mit hanebüchenen Parolen zu sichern. Legendär sein Satz: „Extremismus, der der Verteidigung der Freiheit dient, ist kein Laster. Maßvolles Handeln im Streben nach Gerechtigkeit ist keine Tugend.“ Ähnlich wie Trump war Goldwater kein Kandidat des Partei-Establishments, aber bei den Wählerinnen und Wählern der Republikaner äußerst beliebt. Die Präsidentschaftswahl 1964 verlor er dennoch krachend gegen den Demokraten Lyndon B. Johnson, der allerdings als Präsident den Amtsvorteil hatte. Hillary Clinton, die mutmaßliche Kandidatin der Demokraten, hätte ihn nicht.

Vor allem aber ist in diesem Jahr nur klar, dass nichts klar ist: Mit dem Erfolg Trumps hat niemand gerechnet. Noch vor wenigen Monaten hieß es in Amerika übereinstimmend, der Polit-Clown werde schon bald vom Publikum ausgebuht. Das Gegenteil ist eingetreten.