MAGDEBURG/UK. - Wirtschaftsexperte Hans-Werner Sinn kritisiert die Klimapolitik der Bundesregierung und der EU-Kommission. „Immer mehr Unternehmen verlagern wegen der hohen Stromkosten und der Verbrennerverbote die Produktion ins Ausland. Die Vorgaben der EU erzwingen die Deindustrialisierung“, äußerte er zu den Folgen der CO2-Strategie in einem Interview mit dem Portal „t-online.de“.
Für den globalen CO2-Ausstoß bringe das Eliminieren fossiler Energien in Deutschland nichts: „Das Öl, das wir nicht mehr abnehmen, wird anderswohin geliefert und dort verbrannt. Dieses empirische Faktum muss man endlich einmal zur Kenntnis nehmen“, so der langjährige Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung.
Die deutsche CO2-Exitstrategie versteht Sinn nicht als Vorbild für andere Nationen: „Andere Länder sehen an unserem vergeblichen Bemühen nur, wie man es nicht machen sollte. Europa und speziell Deutschland ist wegen seiner ruinösen Klimapolitik zum abschreckenden Beispiel geworden.“
Die Folgen der stetigen Energiepreiserhöhungen und der starken Regulierung seien nicht mehr zu übersehen: „Die Lage ist dramatisch, das geht so nicht mehr lange gut. Seit sieben Jahren beobachten wir einen Trendbruch in der Industrieproduktion.“ Deutschland sei „herzkrank geworden durch die Verbrennerverbote der EU“, die CO2-Flotten-Grenzwerte „sind verheerend“. Konkret: „Ingenieurtechnisch ist es unmöglich, bis 2030 Verbrennungsmotoren zu entwickeln, die mit nur 1,8 Litern Dieseläquivalenten laufen, wie die EU es implizit vorschreibt.“
Sinn sendet eine klare Aufforderung an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU): „Er sollte eine europäische Koalition bilden, um die CO2-Verordnung zu kippen.“ Die Klimapolitik der Bundesregierung mit einem CO2-Nettonullausstoß sieht Sinn als gescheitert an: „Deutschland will ja schon in 20 Jahren bei null ankommen. Das ist die reinste Utopie, noch absurder als der Sozialismus. Der Weg würde Deutschland verarmen lassen.“