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Dalai Lama setzt Deutschland-Besuch fort

18.05.2008, 07:11

Nürnberg/Bamberg/dpa. - Mit Auftritten in Nürnberg und Bamberg setzt der Dalai Lama heute seinen Besuch in Deutschland fort. Am Vormittag befasst sich das religiöse Oberhaupt der Tibeter in einem Vortrag in Nürnberg mit dem Thema «Menschenrechte als Verpflichtung: Unsere Lehren aus der Geschichte».

Anschließend reist der 72-Jährige weiter nach Bamberg. Nach einem Empfang durch Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) will der Dalai Lama in einem Vortrag die Frage «Religion: Friedensstifter oder Kriegstreiber?» erörtern. Zum Abschluss des Besuchs ist am Montag in Berlin eine Rede am Brandenburger Tor und ein Treffen mit Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) vorgesehen.

Gestern hatte der Dalai Lama die chinesische Regierung erneut zu Reformen in seiner Heimat Tibet aufgefordert.

«Solange sich die Lebensverhältnisse in Tibet nicht ändern, werden sich solche Vorgänge wiederholen», sagte er am Samstag in Mönchengladbach mit Blick auf die jüngsten Unruhen im März. Das im Exil lebende religiöse Oberhaupt der Tibeter setzt sich für Autonomie ein, nicht jedoch für die Unabhängigkeit seines Landes von China. Die Auseinandersetzung müsse ausschließlich friedlich geführt werden. «Ich kann Gewalt nicht unterstützen», sagte der 72-jährige Friedensnobelpreisträger vor mehreren tausend Anhängern.

China hielt dem Dalai Lama abermals separatistische Bestrebungen vor. Seine Forderung nach «echter Autonomie» sei nichts anderes als eine verdeckte Unabhängigkeitsbestrebung, sagte der Berliner Botschaftsrat Junhui Zhang der «Frankfurter Rundschau» (Samstag).

Den parteipolitischen Streit um seinen Besuch in Deutschland erwähnte der Dalai Lama zwar nicht direkt. Er betonte aber, die Reise sei eigentlich als eine religiöse Vortragsreise geplant gewesen und habe durch die März-Unruhen eine politische Dimension bekommen.

Die nordrhein-westfälische SPD-Vorsitzende Hannelore Kraft rief zu einem Ende des Parteienstreits auf. Deutschland setze sich für einen Dialog zur Lösung des Tibet-Konflikts ein. «Diesen Einsatz sollte man nicht parteipolitisch instrumentalisieren.»

Zwischen CDU und SPD, aber auch innerhalb der SPD hatte es in den vergangenen Tagen Streit darüber gegeben, ob Regierungsmitglieder den Dalai Lama treffen oder aus Rücksicht auf China darauf verzichten sollten. Kraft befürwortete das für Montag in Berlin geplante Treffen von Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) mit dem Dalai Lama.

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast nannte das Vorgehen der Bundesregierung in einer Mitteilung am Samstag «chaotisch und hilflos». Jedes einzelne Kabinettsmitglied entscheide offenbar autonom über die Außenpolitik. Diese «Irrungen und Wirrungen» würden dem Dialog zwischen der chinesischen Regierung und Tibetern nicht helfen.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatte ein Treffen mit dem Dalai Lama aus terminlichen Gründen abgesagt. Laut einem Bericht des «Spiegel» ließ er der Parteispitze mitteilen, konkrete Erfolge bei der Annäherung zwischen China und dem Dalai Lama müssten behutsam aufgebaut werden und dürften nicht «durch unbedachte Aktionen» gefährdet werden. Vertrauten soll der Außenminister demnach während eines Russland-Besuchs gesagt haben: «Mutig sein heißt doch heute, den Dalai Lama nicht zu treffen.»

Der buddhistische Mönch rief in Mönchengladbach zu mehr religiöser Toleranz auf und schloss dabei ausdrücklich auch den Islam ein. Es sei falsch, wegen einiger Übeltäter eine ganze Religion zu verurteilen. «Es gibt auch unter Christen Übeltäter, es gibt auch unter Buddhisten Übeltäter.»

Mit dem Vortrag in einer Flughafenhalle in Mönchengladbach ging der Besuch des Dalai Lama in Nordrhein-Westfalen zu Ende. Er reiste nach Nürnberg weiter, wo er sich in das Goldene Buch der Stadt eintrug. Der Tibeter wurde im Rathaus von Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) begrüßt. Am Sonntag wird der Dalai Lama Vorträge in Nürnberg und Bamberg halten.