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Chronologie Chronologie: Die Adlon-Affäre um Bundesbankchef Welteke

16.04.2004, 15:57

Hamburg/dpa. - Bundesbankpräsident Ernst Welteke war in denbeiden vergangenen Wochen immer stärker unter Druck geraten. Er hattesich und seiner Familie einen viertägigen Silvester-Aufenthalt zurEuro-Bargeld-Einführung 2001/2002 im Berliner Luxushotel Adlon vonder Dresdner Bank bezahlen lassen. Am Freitag trat er zurück. dpadokumentiert den Verlauf der Affäre:

3. April: Das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» berichtet erstmalsüber Weltekes Übernachtung im Adlon. Danach soll sich die von demGeldinstitut bezahlte Rechnung auf 7661,20 Euro belaufen haben. Nocham selben Abend weist Welteke am Rande der EU-Finanzministerkonferenznahe Dublin Forderungen zurück, er müsse sein Amt ruhen lassen. «Wennich an einer Veranstaltung eines Dritten teilnehme, gehe ich auchdavon aus, dass von dem die Kosten übernommen werden.»

5. April: Welteke räumt in einer Erklärung «Missverständnisse» einund begleicht die Rechnung nachträglich durch die Bundesbank und auseigener Tasche. Ein Fehlverhalten seinerseits sieht er nicht.Finanzminister Hans Eichel (SPD) geht erstmals auf Distanz, betontaber, die Bundesbank habe selbst über Konsequenzen zu entscheiden.

6. April: In erneuten Stellungnahme bedauert Welteke das Nachspielseines umstrittenen Hotelaufenthalts und kündigt an, der Vorstandwerde sein Verhalten prüfen. Am Nachmittag gibt die FrankfurterStaatsanwaltschaft die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegenWelteke wegen des Anfangsverdachts einer Vorteilsnahme bekannt. DieBundesregierung drängt jetzt auf eine schnelle Entscheidung. Am Abendverkündet Welteke: «Ich sehe bisher keinen Grund zurückzutreten.»

7. April: Der Vorstand der Bundesbank empfiehlt Welteke, sein Amtvorübergehend ruhen zu lassen. Welteke kommt der Empfehlung nach.Einen hinreichenden Grund für eine Abberufung Weltekes sieht derVorstand nicht. Bundesbank-Vize Jürgen Stark übernimmt kommissarischdie Amtsgeschäfte Weltekes. Das Finanzministerium kritisiert denBeschluss des Vorstands, verlangt weitergehende Konsequenzen.

9. April: Weltekes Sohn berichtet über Details aus derSilvesternacht. «Wer die Reise bezahlen würde, war mir in diesemMoment ziemlich schnuppe, muss ich gestehen», sagt Hans Welteke demBerliner «Tagesspiegel». Er habe damals mit seiner Freundin aufseinen dreijährigen Bruder aufgepasst.

12. April: Vor dem Hintergrund des Welteke-Falls keimt der Streit umeinen möglichen Verkauf der Goldreserven der Bundesbank erneut auf.Spekulationen aus Vorstandskreisen der Bundesbank zufolge will dieBundesregierung aus dem Verkauf einen zweistelligen Milliardenbetragerlösen. Weil Welteke den Plänen in dieser Form nicht zustimmenwollte, habe die Bundesregierung die Ablösung Weltekes betrieben.

13. April: Minister Eichel bezeichnet den «Kurzurlaub» Weltekes alsnicht hinnehmbar und fordert indirekt dessen Rücktritt.

14. April: Die Bundesregierung warnt den Bundesbank-Vorstand, in derLuxushotel-Affäre «auf Zeit zu spielen». Die Staatsanwaltschaft lässtsich Unterlagen von der Dresdner Bank aushändigen.

16. April: Welteke tritt zurück.