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China China: Land kündigt kostenlose Aidstests an

Von Andreas Landwehr 15.04.2004, 15:12
Weltweite Ausbreitung von Aids (Grafik: dpa)
Weltweite Ausbreitung von Aids (Grafik: dpa) dpa

Peking/dpa. - Chinesen können sich künftig kostenlos auf Aids testen lassen. Mit der weit reichenden Initiative, die zusätzlich Beratung vorsieht, sollen mehr HIV-Infizierte ausfindig gemacht werden, um die Ausbreitung der Immunschwächekrankheit einzudämmen, berichtete das Gesundheitsministerium am Donnerstag in Peking. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) begrüßte die Ankündigung als «sehr positiv». «Die Regierung meint es ernst mit ihrem Kampf gegen Aids», sagte der WHO-Experte Zhao Pengfei. Schwierig sei aber die Umsetzung auf Provinzebene. «Das geht nur Schritt für Schritt.»

In China gibt es nach offiziellen Schätzungen 840 000 HIV- Infizierte. Allerdings sind davon nur 7,4 Prozent behördlich bekannt. Die große Mehrheit weiß nicht einmal etwas von ihrer Infektion. Der infizierte Anteil der Bevölkerung ist nach WHO-Schätzungen in China ähnlich hoch wie in Deutschland, wo rund 43 000 Menschen mit dem Virus leben. Experten warnen jedoch, dass China bis 2010 etwa zehn Millionen HIV-Infizierte haben könnte, falls keine einschneidenden Maßnahmen ergriffen werden. Die kostenlosen Aidstests sind ein weiterer Schritt der Regierung im Kampf gegen die Krankheit, die in China nach Jahren der Ignoranz erst in jüngster Zeit offen angegangen wird. In Deutschland bieten bestimmte Beratungsstellen kostenlose Aidstests an.

Nach den neuen Plänen in China wird die Zentralregierung die Kosten für die Aidstests in schwer betroffenen Regionen des Landes übernehmen, während sonst lokale Regierungen gefordert sind. Das Gesundheitsamt von Peking berichtete, in der Hauptstadt würden von den 30 Stellen, die qualifiziert seien, mehrere für das kostenlose Angebot ausgesucht. «Es wird nicht lange dauern, bis wir die Bürger informieren können, wo und wann getestet wird.» Das Amt werde die etwa 50 Yuan (5 Euro) teuren Tests zur Verfügung stellen.

«Wir haben gerade die Ankündigung gelesen», verlautete aus dem Ditan-Hospital in Peking. «Vor allem kostet es Geld», sagte ein Mitarbeiter. «Und wir können nicht genau sagen, wo das Geld herkommt und wann.» WHO-Experte Zhao Pengfei sagte, «so etwas geht nicht über Nacht». Chinas Gesundheitssystem sei noch schwach entwickelt. «Auf Provinzebene muss noch viel getan werden.»

Doch deutet sich nach seiner Einschätzung seit der Aids- Arbeitskonferenz Anfang des Monats ein Wandel an. Auf dem Treffen hatte die Vizeministerpräsidentin und Gesundheitsministerin Wu Yi eine Kampagne zu einem «umfassenden und wissenschaftlichen» Kampf gegen Aids gestartet. Nach einer anschließenden Reise durch mehrere Provinzen rechnete Zhao Pengfei mit «positiven Veränderungen». In China waren zunächst Geschäftemachereien mit Blutspenden unter unhygienischen Bedingungen sowie Rauschgiftkonsum Hauptursachen für HIV-Infektionen. Heute kommen verstärkt Sexualkontakte hinzu.