1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. China: China: Falun-Gong-Aktivisten werden abgeschoben

China China: Falun-Gong-Aktivisten werden abgeschoben

20.11.2001, 10:41
Die Falun-Gong-Anhänger Dominik Henselmann (l)
Die Falun-Gong-Anhänger Dominik Henselmann (l) IGFM

Peking/dpa. - Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, dass 35 Falun-Gong-Mitglieder verwarnt und angewiesen worden seien, China in einem«bestimmten Zeitraum» zu verlassen. Ihr Verhalten habe chinesischeGesetze über Demonstrationen und Kulte verletzt. Ein festgenommenerSchweizer berichtete am Abend über sein Mobiltelefon, sie seien indas «Garden Airport Hotel» nahe dem Flughafen gebracht worden. VierJournalisten, darunter zwei deutsche Korrespondenten, die auchfestgenommen worden waren, wurden nach gut zwei Stunden freigelassen.

Unter den Demonstranten waren unter anderen vier Schweizer, fünfSchweden, Franzosen, Engländer, Kanadier, Amerikaner und Australier.In einem Schreiben eines Aktivisten hieß es, angesichts der «massivenGewalttaten», die chinesische Falun-Gong-Mitglieder in Haft erleidenmüssten, hätten sie sich zu der Aktion entschlossen. Verwiesen wurdeauf Todesfälle in Polizeigewahrsam, von denen nach Falun-Gong-Angaben305 bekannt seien. Menschenrechtsgruppen sprechen von mehr als 100.

Die ausländischen Kultanhänger hatten sich zunächst etwa eineViertelstunde lang wie Touristen zum Gruppenfoto im Zentrum desriesigen Platzes aufgebaut. Dann enthüllten sie ein gelbes Banner mitden drei Leitsprüchen der Bewegung in Englisch und Chinesisch:«Wahrheit, Barmherzigkeit und Nachsicht». Sie hatten Blumen in derchinesischen Trauerfarbe Weiß mitgebracht. Das übliche massivePolizeiaufgebot auf dem Platz schritt sofort ein.

Polizisten in Uniform und Zivil rannten von allen Seiten herbei,Kleinbusse und Polizeiwagen rollten an. Es kam zu Rangeleien, als dieDemonstranten in die Busse gedrängt wurden. Einige ließen sichwegtragen. Einer der Aktivisten konnte sich losreißen, lief davon undrief nach Angaben von Augenzeugen auf Chinesisch: «Die Welt weiß,dass Falun Gong gut ist. Kanada weiß es, Europa weiß es.» EinZivilbeamter zerrte ihn zu Boden. Die Polizisten gingen anders alsgegen chinesische Falun-Gong-Anhänger nicht so brutal wie sonst vor.

Der Schweizer berichtete aus der Polizeistation zwei bis dreiMinuten vom Platz entfernt: «Die haben uns weggetragen. Es war schonhart.» In dem Schreiben des Aktivisten über den Protest werden Chinas«Machthaber» aufgefordert, alle inhaftierten Falun-Gong-Mitgliederfreizulassen und die Glaubens- und Religionsfreiheit zu gewähren.

Zu den vorübergehend festgenommenen Journalisten gehörten außerdem Korrespondenten des Ersten Deutschen Fernsehens (ARD), StefanNiemann, und seiner Assistentin auch Jutta Lietsch, die für die«Leipziger Volkszeitung» und andere deutsche Blätter schreibt, sowieein Kameramann des US-Nachrichtensenders CNN. Die Kamera der ARD undderen Filmmaterial wurden konfisziert.