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Chef-Lobbyist Chef-Lobbyist: Erster Arbeitstag bei der Bahn

Von Daniela Vates 02.01.2015, 18:37

Berlin - Vom Kanzleramt bis zur Konzernzentrale der Deutschen Bahn ist es ein kurzer Weg: Einmal durch den Tiergarten, ein Kilometer vielleicht. Der Weg zur Arbeit hat sich also nicht sehr verändert für Ronald Pofalla. Mit dem neuen Jahr hat der 55-Jährige CDU-Mann seinen neuen Job angetreten, in der Konzernzentrale der Deutschen Bahn. Pofalla, bis zur Wahl 2013 Kanzleramtsminister, also Chef-Organisator der Regierung und enger Mitarbeiter von Angela Merkel, ist nun Chef-Lobbyist der Bahn. Sein Titel klingt etwas eleganter: „Generalbevollmächtigter für politische und internationale Beziehungen“.

Die Bahn hat den Wechsel still vollzogen. Schließlich hatte es einigen Ärger gegeben, als die Personalie bekanntwurde. Pofalla war gerade als Direktkandidat wieder in den Bundestag gewählt worden. Die CDU in Kleve war empört. Die Opposition sah Pofalla, der sich im Kanzleramt auch um Bahn-Belange gekümmert hatte, nahe an der Korruption und das Staatsunternehmen Bahn als „Versorgungswerk für gescheiterte Minister“. Bei der Bahn war man irritiert, auch weil Pofalla – zweimal geschieden und mit einer jungen Anwältin liiert – den Wechsel damit erklärte, dass er mehr Zeit für sein Privatleben haben wolle.

Der Ärger hatte Folgen: In den Vorstand rückt Pofalla nun erst 2017 auf. Und in der Niederrhein-CDU ist Nähe zu Pofalla kein Vorteil mehr. Zuletzt hat das Gesundheitsminister Hermann Gröhe zu spüren bekommen, als er versuchte, den Bezirksvorsitz Niederrhein zu übernehmen. Und die Regierung hat nun endlich ein Gesetz verabschiedet, das Minister zu einer Pause von mindestens einem Jahr vor dem Wechsel in die Wirtschaft verpflichtet. Diese Karenzzeit, das betont die Bahn, habe Pofalla auch ohne Gesetz eingehalten. Sein Bundestagsmandat hat Pofalla Ende 2014 niedergelegt.

Pofalla selbst hat sich kaum zu den Vorwürfen geäußert. Von Missverständnissen hat er mal geredet. Fehler hat es in Pofallas Welt bislang kaum gegeben – als CDU-Generalsekretär verkaufte er selbst die seltsamsten Wendungen als Teil größerer Pläne. Als Kanzleramtschef hatte Pofalla zuletzt durch Jähzorn und Ungeschick von sich reden gemacht: Er beschimpfte einen Parteikollegen übel und erklärte die NSA-Affäre kurz nach ihrem Beginn mal eben für beendet. Es gibt durchaus Leute in der CDU, die ganz froh sind darüber, dass der Arbeitsplatz Pofallas nun nur noch in Sichtweite des Kanzleramts liegt.