CDU CDU: Roland Koch legt alle Ämter nieder

Berlin/MZ. - Im November werde er zudem nicht erneut für das Amt des stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden antreten. Auch sein Abgeordnetenmandat legt Koch nieder.
Koch betonte, er wolle einen neuen Lebensabschnitt beginnen. "Politik ist ein faszinierender Teil meines Lebens; aber Politik ist nicht mein Leben", erklärte der Rechtsanwalt. Was er künftig genau tun wird, ließ er offen. Auf der Pensionsliste des Landes sei er aber noch lange nicht zu finden. Koch hatte als CDU-Landesvorsitzender zwölf und als Ministerpräsident elf Jahre amtiert. Er hatte sich wegen seiner wirtschaftspolitischen Kompetenz viel Achtung erworben, wegen seiner Verstrickung in die CDU-Spendenaffäre und restriktiver ausländerpolitischer Positionen jedoch auch ungewöhnlich viel Kritik auf sich gezogen. Neuer hessischer Ministerpräsident wird voraussichtlich Innenminister Volker Bouffier. Er soll auch das Amt des CDU-Landeschefs übernehmen. Das schlugen gestern Abend der Landesvorstand und die Kreisvorsitzenden vor.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ließ verlauten, sie nehme den Rückzug Kochs "mit Respekt, aber auch mit großem Bedauern zur Kenntnis". SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier sprach hingegen von einem "Tritt vors Schienbein der CDU-Führung". Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) warf Merkel indirekt Führungsversagen vor. "Ich habe damals bedauert, dass wir Friedrich Merz verloren haben, ich bedauere jetzt, dass wir Roland Koch verlieren", so Wulff. Man müsse gute Leute halten. "Und man muss sich Gedanken machen, wenn man gute Leute verliert."
Derweil werden in Ostdeutschland Stimmen laut, die sich den sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich als neuen stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden wünschen. "Das wäre grundsätzlich eine vernünftige Lösung und für Ostdeutschland nicht schlecht", sagte Unionsfraktionsvize Arnold Vaatz der MZ. "Darüber muss im Präsidium geredet werden." Der CDU-Vorsitzende von Sachsen-Anhalt, Thomas Webel, erklärte: "Wenn Herr Tillich sich bewirbt: Meine Unterstützung hat er. Er hätte es verdient, Stellvertreter zu werden."