CDU CDU: Partei feiert ihre Gründung vor 60 Jahren

Goslar/dapd. - Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel hat die Vielfalt ihrer Partei betont. Die CDU sei nicht von "jedem ein bisschen oder mal dieses oder jenes, sondern alles in einem", sagte dieBundeskanzlerin mit Blick auf die Forderung nach einem stärkerenkonservativen Profil der Union am Samstag in Goslar. Die Union sei politische Heimat für Christlich-Soziale, Liberale undWertkonservative, sagte sie. "Lassen Sie uns zu diesen drei Wurzeln bekennen". Vielfalt habe die Union geprägt und sei auch heute noch in der Partei lebendig, sagte sie auch einer Veranstaltung zum 60. Jubiläum der Bundespartei.
Merkel dankte insbesondere dem Mut und der Tatkraft derGründungsväter der Partei. Der Blick zurück auf die Gründungversetze sie jedes Mal in "Staunen". Auch heute müsse Politik mutig sein, forderte die Kanzlerin. "Wir als CDU sind bereit fürÜberzeugungen auch schwierige Wege zu gehen. Wir sind bereit, wie so oft in der Geschichte, auch unpopuläre und unbequeme Entscheidungen zu treffen", sagte Merkel.
Mit der Feierstunde erinnerte die CDU an den erstenBundesparteitag vor 60 Jahren. Am 20. Oktober 1950 wurden in derKreisstadt am Harz zunächst die drei Landesverbände Hannover,Braunschweig und Oldenburg zur CDU in Niedersachsenzusammengeschlossen. Auf dem Gründungsparteitag der Bundes-CDU einen Tag später wurde Konrad Adenauer zum ersten Bundesvorsitzenden gewählt.
Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) erinnerte daran, dass die Gründungsväter der Partei auch schwierige Entscheidungen zu treffen hatten. "Sie mussten sich entscheiden zwischen Freiheit und Sozialismus, zwischen Einbindung in diewestliche Wertegemeinschaft oder orientierungsloser Neutralität undsie standen vor der Entscheidung sozialer Marktwirtschaft odersozialistischer Planwirtschaft."
Seitdem habe sich die Bundesrepublik zu einer Erfolgsgeschichteentwickelt. Daran habe die CDU an den ganz entscheidendenWeichenstellungen mitgewirkt. "Wir standen zu unseren Entscheidungenund wir stehen zu unseren Entscheidungen und es hat sich in derGeschichte gezeigt, wie richtig wir gehandelt haben", sagteMcAllister. Mit Blick auf die künftigen Aufgaben für die Politikmahnte er an, "mit dem Geist von Goslar mutig" zu handeln.
Zeitzeuge berichtet über Parteitag
Zu der Feier war auch der Zeitzeuge Günter-Helge Strickstrackgekommen, der vor 60 Jahren als persönlicher Referent des damaligenniedersächsischen Wirtschaftsministers Otto Fricke (CDU) gearbeitethatte. In seiner Rede sprach er davon, dass es sich damals nicht umeinen programmatischen Parteitag gehandelt habe. Die Wahl zumBundesvorsitzenden sei vielmehr das zentrale Thema gewesen, sagteer.
Strickstrack ging auch auf Unterschiede zwischen der Politik vondamals und heute ein. Ganz ohne Sicherheitsbeamte sei er selberdamals mit dem damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) durchGoslar spaziert. "Können sie sich vorstellen, dass unsereBundeskanzlerin heute völlig ungestört durch Goslar rennt? Das wäreunmöglich, ohne dass sie von Journalisten und Menschen umringtwürde", sagte er.
Politische Liebeserklärung an Merkel
Zudem machte der Senior der Bundeskanzlerin in seiner Rede eine"politische Liebeserklärung". "Ich verehre sie von Herzen undbewundere ihren Einsatz, ihr Können und ihren Mut", sagte er. Seltenhabe er eine kämpferischere Rede der Bundeskanzlerin gesehen, alsdie zur Haushaltsdebatte kürzlich im Bundestag. "Ich glaube denGabriel haben sie an diesem Tag ganz schön durcheinandergebracht."
Gleichzeitig kritisierte er aber auch, dass Politik heute nurnoch von Berufspolitikern in den Parlamenten betrieben werde. "Ichbin mir nicht sicher, dass man nur nach seinem Gewissen entscheidenkann, wenn man dauernd darauf achten muss, dass man auchwiedergewählt wird", sagte er. Zudem sei inzwischen die beruflicheVielfalt in den Parlamenten nicht mehr gegeben.
Internetportal freigeschaltet
Am Rande der Festveranstaltung schalteten Merkel und diestellvertretende Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Johanna Wanka, das neue Internetportal der Konrad-Adenauer-Stiftung frei. Das vom Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Stiftung erarbeitete Portal (cdu-geschichte.de) wendet sich an alle zeitgeschichtlich Interessierten, die online mehr über die historische Entwicklung der Volkspartei CDU wissen wollen.