Castor-Transport Castor-Transport: Blockadeversuche vor Gorleben ebben nicht ab

Dannenberg/Gorleben/dapd. - Die Blockadeversuche und Protestegegen den Castor-Transport mit Atommüll ebben nicht ab. AmMontagabend gegen 22.00 Uhr stellten Atomkraftgegner der"Bäuerlichen Notgemeinschaft" in der Ortschaft Gorleben eine 1,50 Meter hohe Betonpyramide auf der Transportstrecke ab, angekettet waren vier Aktivisten. Auf der Zufahrtstraße harrten zudem weiterrund 3.000 Atomkraftgegner aus - zum Teil seit über 30 Stunden.Greenpeace blockierte zudem weiter die Ausfahrtstraße derCastor-Umladestation in Dannenberg mit einem Lkw.
Im Inneren des acht Meter langen, umgebauten Brauereifahrzeugeshaben sich fünf Aktivisten so befestigt, dass die Polizei den Lkwnicht fortbewegen kann, ohne sie zu verletzen, wie einGreenpeace-Sprecher vor Ort sagte. Der Lkw stand auf der Kreuzung,wo die beiden möglichen Routen für den Straßentransport der elfCastor-Behälter nach Gorleben zusammenlaufen. Zeitweilig befandensich auch Hunderte Schafe auf der Strecke.
Bis zum Abend wurden in der Umladestation nach Angaben derAtomkraftgegner von "x-tausendmalquer" alle Atommüllbehälter vonEisenbahnwaggons auf Straßentieflader umgesetzt. Wann die Kolonnestarten sollte, war weiter unklar.
Die Räumung der Straßenblockade vor dem Atommüll-Zwischenlagerrückte aber offenbar näher. Die Polizei forderte die Demonstrantengegen 21.30 Uhr auf, die Straße innerhalb von 30 Minuten zu räumen.Die Demonstranten lagerten teils seit mehr als 30 Stunden aufStrohsäcken und Isomatten und hatten sich in warme Decken gehüllt.Organisiert wurde die Blockade von der gewaltfreien Aktion"x-tausendmalquer".
Die Castor-Behälter hatten am Montagmorgen nach mehr als67-stündiger Zugfahrt durch Frankreich und Deutschland und diversenBlockaden die Verladestation in Dannenberg erreicht. Insgesamtzeigten sich die Atomkraftgegner mit ihren Aktionen zufrieden. DieBI lobte, der Protest sei größtenteils friedlich gewesen. DerSprecher der Initiative "ausgestrahlt", Jochen Stay, nannte dieSitzblockade auf den Schienen eine "Sternstunde des gewaltfreienWiderstandes".
Aktivisten berichten von Hunderten Verletzten
Allerdings hatte es am Wochenende teils auch gewalttätigeAuseinandersetzungen gegeben. Darüber gab es am Montag heftigenStreit. Vor Ort beklagten Vertreter der Aktion "Castor schottern",der Polizeieinsatz gegen das Aushöhlen des Gleisbetts habe rund1.000 Verletzte gefordert - 950 davon mit Augenreizungen durchReizgas. Die Polizei sprach ihrerseits von massiven Angriffeneiniger "extrem aggressiven Personengruppen". Die Gewerkschaft derPolizei (GdP) kritisierte die Überlastung vieler Beamter. Teilweisehätten Einsatzkräfte 24 Stunden oder noch länger Dienst am Stückschieben müssen.
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) rief angesichts deranhaltenden Blockaden zur Mäßigung auf. In der "HannoverschenAllgemeinen Zeitung" (Dienstagausgabe) appellierte Lammert an alleBeteiligten, "die Balance im Auge zu behalten zwischen demDemonstrationsrecht und den gesetzlich geregelten Notwendigkeitensowie internationalen Verträgen der Zwischenlagerung atomarerBrennstoffe, die sich unabhängig von Mehrheitsverhältnissen imBundestag ergeben."
