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Bundeswehr Bundeswehr: Jeder zweite Gemusterte ist für Wehrdienst untauglich

08.04.2008, 15:15
Ein junger Mann geht im Kreiswehrersatzamt in Dresden zur Musterung. Die Bundeswehrführung hält hartnäckig an der Behauptung fest, es gebe bei der Einberufung junger Maenner eineWehrgerechtigkeit. (Foto: ddp)
Ein junger Mann geht im Kreiswehrersatzamt in Dresden zur Musterung. Die Bundeswehrführung hält hartnäckig an der Behauptung fest, es gebe bei der Einberufung junger Maenner eineWehrgerechtigkeit. (Foto: ddp) ddp

Berlin/dpa. - Fast jeder zweite Wehrpflichtige ist nach derMusterung für den Grundwehrdienst in der Bundeswehr ungeeignet. DasVerteidigungsministerium bestätigte am Dienstag einen Bericht des«Handelsblatts», wonach von den 2007 insgesamt 451 300 gemustertenWehrpflichtigen nur 54,9 Prozent den körperlichen und psychischenAnforderungen genügten. 41,9 Prozent entsprachen diesen Anforderungennicht. Etwas mehr als drei Prozent erwiesen sich zumindest alsvorübergehend nicht einsatzfähig.

Mit nachlassendem Bedarf an Soldaten ist auch die Zahl dergenerell oder vorübergehend Untauglichen stetig gewachsen - von 16,9Prozent in 2002 über 32,6 Prozent in 2004 auf 44,9 Prozent imvergangenen Jahr. Maßgeblich dafür sei, dass vor vier Jahren dieTauglichkeitskriterien verschärft worden seien. Im vergangenen Jahrwurden rund 70 000 Wehrpflichtige eingezogen.

Die Zahl der zur Verfügung stehenden Wehrpflichtigen wird sich inden kommenden Jahren spürbar verringern. Während aus dem Jahrgang1990 - der jetzt 18-jährigen - rund 421 000 Männer gemustert werden,fällt diese Zahl beim Jahrgang 1991 auf 380 000 und für 1992 auf363 000, teilte das Verteidigungsministerium mit.

Die FDP-Sicherheitspolitikerin Birgit Homburger sagte, dieEinberufungspraxis zum Wehrdienst sei mittlerweile zu einerLotterie für junge Männer verkommen. Noch immer halte die Union ausideologischen Gründen an der Wehrpflicht fest und die SPD versuche,sich mit Formelkompromissen aus der Verantwortung herauszuwinden.FDP-Generalsekretär Dirk Niebel forderte in der «NeuenOsnabrücker Zeitung» (Mittwoch) die Abschaffung der Wehrpflicht undden Umbau der Bundeswehr zu einer Freiwilligenarmee.

Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold kritisierte in der«Braunschweiger Zeitung» (Mittwoch) die bisherige Einberufungspraxis.«Die Zahl der Tauglichen wird künstlich minimiert, um Probleme mitder Dienstgerechtigkeit zu vermeiden - das ist der falsche Weg.» Nochnie sei es für junge Leute so einfach gewesen, sich mit leichtenBeschwerden oder einer Zahnspange vor der Wehrpflicht zu drücken. DieSPD-Politiker Hans-Peter Bartels und Ursula Mogg forderten deutlicheSchritte zur Steigerung der Attraktivität des Dienstes.Für die Bundeswehr werde es von Jahr zu Jahr schwieriger, auchgeeignete Zeit- und Berufssoldaten zu finden.

Für die Grünen ist das Musterungsverfahren zu einem «Scheunentorder Manipulation» geworden. Der Grünen-Politiker Winfried Nachtweihielt die jüngsten Zahlen in der «Braunschweiger Zeitung» fürunglaubwürdig. Er plädierte für ein Ende der Wehrpflicht.