Bundeswehr-Einsatz Bundeswehr-Einsatz: Leitung in den Kongo war zuerst auch für Merkel besetzt

Geltow/MZ. - Zunächst ging es schief. Als Kanzlerin Angela Merkel am Mittwoch in der Schaltzentrale des Einsatzführungskommandos Platz nahm, kam die geplante Verbindung mit der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa nicht zustande. Am anderen Ende der Leitung war besetzt. Erst als die meisten Journalisten den großen Raum mit viel High Tech und großen Bildschirmen bereits verlassen hatten, klappte es endlich.
Die Kanzlerin war das erste Mal in Geltow bei Potsdam. In der Henning-von-Tresckow-Kaserne werden sämtliche Auslandseinsätze der deutschen Streitkräfte gesteuert. Das Gelände liegt abgeschieden im Grünen. Zugleich befindet sich dort das Hauptquartier der Eufor-Mission in der Demokratischen Republik Kongo - unter der Leitung von Drei-Sterne-General Karlheinz Viereck sowie mit 140 Soldaten aus 20 Nationen bestückt. Merkels Visite war kurz und konzentriert.
Nach einem Gespräch mit Viereck und Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) informierte sich die Kanzlerin über die Lage in Afghanistan. Dann wechselte sie in besagten Raum und ließ die Uniformierten aus dem In- und Ausland wissen: "Wir sind froh, Sie hier zu haben." Ihre Arbeit könne "gar nicht hoch genug eingeschätzt werden". Rasch kam die Regierungschefin auf die Lage in Zentralafrika zu sprechen und betonte: "Die sichere Durchführung der Wahlen im Kongo ist eine politische Notwendigkeit." Schließlich sei Afrika der Nachbarkontinent Europas. Das sehe man an den Flüchtlingsströmen. Admiral Henning Bess erläuterte via Satellit aus Kinshasa: "Die Menschen sind aufgeschlossen uns gegenüber; wir können uns nicht beklagen."
Auf die Frage der Kanzlerin, ob die Verpflegung in Ordnung sei, erwiderte Bess: "Ja." Zum Teil würden die Deutschen aus der Feldküche der Franzosen versorgt. Daraufhin Merkel: "Französische Küche ist ja nicht das Schlechteste, was einem passieren kann." Der Dialog hatte Symbolwert. Es ist nämlich so, dass es zwischen deutschen und französischen Soldaten im Eufor-Camp atmosphärische Störungen gibt. Manche Deutsche halten die Franzosen für arrogant und zu wenig neutral mit Blick auf die Wahlen. Der eine oder andere Franzose findet die Deutschen unprofessionell.
Das wollte auch Viereck am Mittwoch nicht stehen lassen. "Die Kooperation mit den Franzosen funktioniert", sagte er der MZ. "Der Geist der Truppe ist tip-top. Wir sind eine europäische Streitmacht. Und wir sind unparteiisch." Die Kritik des Vorsitzenden des Bundeswehrverbandes, Bernhard Gertz, könne er "nicht nachvollziehen. Sie ist unfair gegenüber meinen Leuten". Der Verbandschef hatte moniert, die Mission sei schlecht vorbereitet und unnütz. Frankreich wolle den Sieg von Präsident Joseph Kabila. "Wenn Herr Gertz die kongolesischen Zeitungen lesen würde, dann würde er dort gute Kritiken über uns lesen", befand der Drei-Sterne-General. Dessen Bewertung sei "völlig unangemessen".