1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Bundeswehr: Bundeswehr: «Der Eurofighter ist besser als sein Ruf»

Bundeswehr Bundeswehr: «Der Eurofighter ist besser als sein Ruf»

Von Charles Thibo 09.11.2003, 19:16
Kampfflugzeug «Eurofighter» (Foto: dpa)
Kampfflugzeug «Eurofighter» (Foto: dpa) dpa

Rostock/München/MZ. - Die ersten Fluglehrer sind ausgebildet und das Jagdgeschwader 73 in Rostock-Laage soll noch in diesem Jahr als erster Verband der Luftwaffe den Eurofighter erhalten. Das Kampfflugzeug ist eines der modernsten weltweit und war dennoch bis zuletzt heiß umstritten. Anfang der 80er Jahre begann die Entwicklungsphase des Eurofighters, 1994 hob der erste Prototyp ab - immer wieder war das Kampfflugzeug Anlass für Streit:

Manchen war er zu teuer, anderen schien er nach dem Fall der Mauer gänzlich überflüssig. Die jüngste Kritik kam vom Bundesrechnungshof. Der Zustand des Programms sei "Besorgnis erregend", der Eurofighter habe bislang den Anforderungen nicht genügt, heißt es in einem Bericht vom August. Die Behörde moniert etwa, dass das Flugzeug die Höchstgeschwindigkeit nicht ausnutzen könne und bei Frost nicht starten dürfe. Das Schießen mit der Bordkanone sei verboten, die Geräte zur Täuschung gegnerischer Radars "nicht eingebaut" oder "nicht funktionsfähig".

Die Herstellerfirma Eurofighter GmbH in Hallbergmoos bei München, aber auch die Luftwaffe können die Vorwürfe nicht verstehen. "Der Bericht des Bundesrechnungshofs bezog sich auf veraltete Informationen", sagt etwa der Sprecher des Herstellers, Ian Bustin. "Am 30. Juni erfolgte die Typenzulassung." Es sei undenkbar, dass die vier Nationen, die sich am Projekt beteiligen, diesen Schritt machen würden, wenn der Eurofighter nicht die geforderte Leistung erbringe. Die Erprobung ist Bustin zufolge so weit fortgeschritten, dass Serienproduktion und Pilotenausbildung anlaufen konnten. "Die vollständige Einsatzbereitschaft wird erst 2005/2006 erreicht werden", sagt Bustin. So ist es in den Verträgen vereinbart.

In einer Antwort an die Rechnungsprüfer geht das Verteidigungsministerium auf die angeblichen Mängel ein: Die Leistungskriterien wie Geschwindigkeit oder Wintertauglichkeit seien mit den Prototypen bereits nachgewiesen worden, für die Zulassung der Serienflugzeuge werde dieser Schritt aus Sicherheitsgründen wiederholt, ganz wie es das Gesetz vorsieht. Die derzeitige Freigabe erlaube durchaus den Einsatz der Bordkanone, während die Freigabe der Systeme zur elektronischen Kampfführung bis November 2005 erfolge. Die Empfehlung der Rechnungsprüfer, die Abnahme weiterer Jets zu verweigern, weist das Ministerium zurück. Dazu gebe es keinen Grund.

"Der Eurofighter verdient seinen schlechten Ruf nicht", sagt Oberstleutnant Manfred Bermann, Vize-Kommodore des Jagdgeschwaders 73 in Rostock-Laage. Sein Verband schult derzeit von der Mig-29 und der Phantom F-4 auf den Eurofighter um und wird die kommenden Generationen von Piloten ausbilden. "Bei der Einführung eines neuen Waffensystems gibt es immer einige Probleme, aber daran wird mit viel Engagement gearbeitet." Oberstleutnant Thomas Hahn, einer der künftigen Piloten, geht einen Schritt weiter: "Sagen Sie den Leuten, dass der Eurofighter ein sehr gutes Flugzeug ist!"