Bundeswehr Bundeswehr: 170 Soldaten fliegen zu Kongo-Einsatz

Köln/dpa. - Am Sonntag flogen 170 Soldaten vom Flughafen Köln/Wahn aus in die kongolesische Hauptstadt Kinshasa. Innerhalb des erstenmilitärischen Einsatzes der EU in Afrika hätten die insgesamt 780Deutschen das Mandat, die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen am30. Juli im Kongo zu schützen, sagte der Befehlshaber desEinsatzführungskommandos, Rainer Glatz. «Die Kongolesen haben großeErwartungen an uns.» Die Verlegung des Kontingents hatte vor einerWoche begonnen und war begleitet von Kritik am Einsatz-Konzept.
Mit den Bundeswehr-Soldaten, darunter drei Frauen, starteten vommilitärischen Teil des Flughafens auch 30 niederländische Kameradenin Richtung Kinshasa. Der EU-Einsatz ist laut Mandat auf vier Monatebegrenzt. «Sie werden mit Ihrer Anwesenheit die Bevölkerungermutigen, zur Wahlurne zu gehen, in einem sicheren Umfeld, zu demsie beitragen werden», sagte der Befehlshaber desHeeresführungskommandos Wolfgang Otto zu den Soldaten. Jeder einzelnesei bestens auf den Einsatz vorbreitet, den er als besondershervorhob «in Bezug auf Einsatzraum, Auftrag und Einsatzdauer».
Die 780 Bundeswehr-Angehörigen sollen innerhalb einer gut 2000Kräfte starken EU-Truppe die ersten freien Wahlen seit mehr als vierJahrzehnten im Kongo absichern helfen. Mit Ergebnissen der Wahlenwird von Ende August an gerechnet. Zur Kritik am Einsatz vor allemvon FDP, Linkspartei und Bundeswehrverband betonte derstellvertretende Befehlshaber der EU-Operation im Kongo, HenningBess: «Der Auftrag ist klar, das Mandat ist klar, die Vorbereitungenhaben keine Wünsche offen gelassen.»
Die Truppe müsse sich auch auf Unruhen und Bedrohungen wie«Großdemonstration und ein Aufhetzen der Massen» durch Oppositionelleeinstellen. «Von Gefährlichkeit will ich nicht sprechen, aber dieLage ist nicht stabil und niemand weiß, was sich nach den Wahlenentwickelt», sagte Bess, der das deutsche Kontingent im Kongo führenwird. Da aber auch 17 000 Kräfte der UN-Mission MONUC sowie lokalePolizei und Regierungstruppen am Ort seien, greife die Kritik aneiner personell zu schwachen EU-Präsenz zu kurz.
Die Bundeswehr wird im Kongo keine Patrouillen fahren. Zur Notsoll sie internationale Wahlbeobachter in Sicherheit bringen. Eingroßer Teil der Soldaten steht für Sanitätsdienste bereit. DerKommandeur des Zentrums Operative Information in Mayen bei Koblenz,Oberst Dietger Lather, sagte in einem dpa-Gespräch, die Truppe wollemit engen Kontakten zu Einheimischen und gezielter Medienarbeit denRisiken des Einsatzes entgegenwirken. «Wir informieren dieBevölkerung darüber, was die Soldaten in ihrem Land tun», sagteLather. «Das reduziert viele Spannungen und weckt gegenseitigesVerständnis, so dass wir uns innerhalb der Bevölkerung sichererbewegen können.»
Bess sagte, er zweifle nicht daran, dass die Truppe bisWeihnachten wieder Zuhause bei ihren Familien sei, wieVerteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) mehrfach zugesagt hatte.Mit dem Eintreffen der 170 Soldaten werden gut 500 Bundeswehr-Angehörige im Einsatzgebiet sein. In den kommenden Tagen sollen dierestlichen Soldaten in mehreren Airbus-Flügen nach Zentralafrikagebracht werden.
500 Soldaten werden in Gabuns Hauptstadt Libreville stationiert,280 auf einem abgeriegelten Gelände eines früheren Flughafens inKongos Haupstadt Kinshasa. Die meisten deutschen Soldaten kommen vonder Luftlandebrigade 26, die im Saarland und in Rheinland-Pfalzstationiert ist. Deutschland stellt nach Frankreich das zweitgrößteKontingent bei dem EU-Kongo-Einsatz.