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Bundestagswahl 2009 Bundestagswahl 2009: Nichtwähler wurden erstmals zur größten "Partei"

28.09.2009, 19:18

BERLIN/DPA. - Die Angst vor einer Neuauflage der Großen Koalition, die Enttäuschung von SPD-Wählern und ein gutes Image von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) - das haben Meinungsforscher gestern als wichtige Gründe für den Sieg von Union und FDP bei der Bundestagswahl genannt.

Parteibindung nimmt weiter ab

Die FDP hat den Analysen großer Meinungsforschungsinstitute zufolge vor allem davon profitiert, dass zahlreiche Unionsanhänger eine Mehrheit für Schwarz-Gelb sichern wollten und deshalb ihre Stimmen den Freidemokraten gaben. Renate Köcher vom Institut für Demoskopie Allensbach sagte, allein in den letzten zwei bis drei Tagen vor der Wahl habe die Union noch ein Prozent ihrer Wähler an die FDP verloren. Die Menschen wählten zunehmend taktisch, sagte Richard Hilmer von Infratest dimap. Die Entscheidungen würden immer kurzfristiger getroffen, auch die Bindung an eine bestimmte Partei nehme ab.

Außerdem sei die Union in den vergangenen Jahren wieder stärker in die Mitte gerückt, sagte Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen. Auch aus diesem Grund habe die CDU/CSU viele Stimmen an die FDP abgeben müssen. Manfred Güllner von Forsa lobte die Wahlkampftaktik von Kanzlerin Merkel. Sie habe sich bis zum Schluss als jemand präsentiert, der sich vor allem in der Krise um die Menschen kümmert. Besorgt zeigten sich die Meinungsforscher über die Entwicklung der SPD. "Die SPD ist in einer Existenzkrise", sagte Güllner. "Die SPD zerfällt sozusagen." Diese Entwicklung sei bereits seit längerer Zeit zu beobachten. Seit 1998 haben die Partei die Hälfte ihrer Wähler verloren.

Alte wählen Union und SPD

Union und SPD haben die überwiegende Zahl ihrer Stimmen laut Hilmer von älteren Wählern bekommen. Die Union habe im Westen durchweg verloren, im Osten dagegen überall leicht zugelegt. Auch von den weiblichen Wählern bekam die Union mehr Zuspruch, zahlreiche Männer wanderten dagegen zur FDP ab. Die kleineren Parteien konnten vor allem bei den Jungwählern punkten.

Die Nichtwähler wurden erstmals zur größten „Partei“. Bei einer Wahlbeteiligung von 70,8 Prozent verweigerten 18,1 Millionen Wahlberechtigte die Stimmabgabe. CDU und CSU kamen zusammen nur auf 14,6 Millionen Wähler.¸