Bundestagsabgeordnete Bundestagsabgeordnete: Vier Sternchen und ein großes Herz für Familien

Berlin/MZ. - «Unsere Frau im Bundestag/Unser Mann im Bundestag» - unter diesem Titel stellt die MZ in loser Folge die Abgeordneten vor, die aus Sachsen-Anhalt ins Parlament gewählt wurden. Heute: Christel Riemann-Hanewinckel (SPD. Vier Sternchen zieren ihren Namen mittlerweile im Bundestagshandbuch. Damit zählt die Hallesche Abgeordnete fast schon zu den Altgedienten. Denn jedes Sternchen steht für eine Legislaturperiode im Parlament, dem die SPD-Abgeordnete aus Halle seit 1990 angehört.
Mit 24 Jahren studierte sie Theologie, nachdem sie 1968 ihre Arbeit als Buchhändlerin wegen zu offener Worte verloren hatte. Im Gegensatz zu vielen anderen DDR-Oppositionellen ist sie in der gesamtdeutschen Wirklichkeit angekommen und hat immer mehr politische Verantwortung übernommen. Vorläufiger Höhepunkt: Seit Herbst 2002 ist sie Parlamentarische Staatssekretärin im Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Für Riemann-Hanewinckel war es nie eine Frage, in welchem Bereich sie sich engagieren wollte. Die Familienpolitik ist es, die der früheren Pfarrerin am Herzen liegt. "Die weichen Themen sind in Wirklichkeit knallhart," sagt sie. Als Seelsorgerin und Supervisorin hat sie damit seit den 80er Jahren in ihrer Arbeit Erfahrungen gesammelt, die ihr im Bundestag zu Gute kamen, wo sie schon 1991 als Sprecherin der SPD-Fraktion für diesen Themenkreis aufgestellt wurde.
Riemann-Hanewinckel weiß, dass sie als Staatssekretärin Mitverantwortung in der Regierung trägt. "Die persönliche Meinung muss da gelegentlich auch ein wenig zurücktreten", formuliert sie diplomatisch. Aber die Hallenserin sieht die Möglichkeit, etwas zu verändern, für Frauen und Familien etwas zu bewirken. Ihre Arbeit als Pfarrerin vermisst sie deshalb heute nicht, zumal sie den Kontakt zu den Problemen der Gesellschaft und ihrer Stadt nicht verloren hat. Neben Bürgersprechstunden und Besuchen in Betrieben und Behörden ist es ihr ehrenamtliches Engagement, das sie davor bewahrt, im "Raumschiff Berlin" abzudriften.
In Halle ist sie im Aufsichtsrat des Evangelischen Zentralinstituts für Familienberatung, arbeitet bei der "humalios-Stiftung" mit und betreibt als Vorsitzende des Vereins "Freunde der Gesellschaft des Thalia-Theaters" die Sanierung des Puschkin-Hauses voran. Dass ihr Hauptwohnsitz seit 1996 in der Stadtmission ist, trägt ein Übriges dazu bei, dass sie neben dem Glanz der Hauptstadt auch die Probleme des Lebens wahrnimmt.
Verheiratet, mit zwei erwachsenen Kindern und bereits fünf Enkeln, hat Riemann-Hanewinckel auch privat wenig Chancen, nur noch mit der hohen Politik zu leben. Dazu passt, dass die ehemalige Buchhändlerin in ihrer Freizeit selbst vorzugsweise Kinder- und Jugendbücher liest und mit ihrem Mann, Theologe an einer Schule in Bitterfeld, gern spielt, am liebsten "Scrabble" oder "Rummy".