Bundesländer verschieben Schulabschlussprüfungen

Berlin - Nach Mecklenburg-Vorpommern hat auch Bayern angekündigt, wegen der derzeitigen Schulschließungen in der Coronakrise die Abiturprüfungen zu verschieben. Der Beginn der Prüfungen im Freistaat soll vom 30. April auf den 20. Mai 2020 verlegt werden.
Wegen der Einstellung des Unterrichts bis nach den Osterferien hätten die Schüler sonst nicht genügend Vorbereitungszeit, sagte Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Sachsen-Anhalt kündigte an, die Prüfungen zum Realschulabschluss in den Mai zu verschieben.
Mecklenburg-Vorpommern hatte am Dienstag mitgeteilt, dass es im März und April keine Prüfungen zum Abitur und zur Mittleren Reife geben werde. Die Bundeshauptstadt Berlin hatte bereits am Montag angekündigt, zwar an den Abiturterminen festhalten, aber Prüfungen zur Mittleren Reife verschieben zu wollen.
Das Bild bleibt in Deutschland weiter uneinheitlich: Bundesländer wie Sachsen teilten mit, sie planten keine Terminänderungen. Wieder andere, wie Baden-Württemberg, wollen eine mögliche Verschiebung der Abiturtermine zumindest prüfen. Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sagte, man sei „in Abstimmung mit der Ländergemeinschaft”.
Für Bildung und Schulen sind die Bundesländer in Deutschland selbst zuständig. Einige Prüfungstermine beim Abitur werden allerdings gemeinschaftlich festgelegt: Nach den bisherigen Plänen sollte in den meisten Bundesländern das Deutsch-Abitur am 30. April und das in Mathematik am 5. Mai geschrieben werden. Zudem waren weitere zentrale Termine für Englisch (24. April und 8. Mai) und Französisch (28. April und 11. Mai) vorgesehen. Für diese Prüfungen nutzen die Länder Abituraufgaben aus einem gemeinsamen Aufgabenpool.
In der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) wurde am Mittwoch darüber beraten, welche Folgen die Umplanungen Bayerns und Mecklenburg-Vorpommerns für die Gemeinschaftstermine haben könnten. Man kläre diese Frage, sagte ein KMK-Sprecher.
Die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands, Susanne Lin-Klitzing, sagte, es gebe über den zentralen Abiturprüfungspool hinaus glücklicherweise Ersatzklausurfragestellungen in den Landesministerien, die nun flexibel eingesetzt werden könnten. „Wie gut, dass wir kein Bundeszentralabitur haben! Denn: Zwei Drittel der Abiturnote ist bereits erbracht durch die Leistungen der Schüler aus den vergangenen zwei Jahren der gymnasialen Oberstufe.” Deshalb sei man nun nicht an absolut festgelegte Zeitpunkte gebunden.
Sie gehe außerdem davon aus, dass sich die jetzigen Abiturienten keine Sorgen über ihre Zulassung zum Studium machen müssten. Die Kultusministerkonferenz stehe in engem Austausch mit den Wissenschaftsministerien der Länder. „Hier kann und wird für zeitlich flexible Zulassungstermine gesorgt werden.”
Der Generalsekretär der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Jens-Peter Gaul, sagte, für den Studieneinstieg werde viel von den Lösungen für die Abiturprüfungen abhängen. „Die Betroffenen brauchen im Moment etwas Geduld, aber sie dürfen zuversichtlich sein, dass alles eben Machbare getan wird, damit sie möglichst wenig unter der Situation zu leiden haben.”
Mit Blick auf geplante Prüfungen für Studentinnen und Studenten an den Hochschulen sagte Gaul, es würden Lösungen gefunden, „die nach aller Möglichkeit Chancengerechtigkeit für alle Betroffenen wahren und den Zeitverlust gering halten”. Die Hochschulen entwickelten Ausnahmeregelungen und Alternativen zu den üblichen Prüfungsformaten, womöglich auch digitale. Auch der Betrieb von Universitäten und anderen Hochschulen liegt zur Zeit lahm.
Von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) hieß es: „Wenn es bei Abschlussprüfungen zu Verzögerungen kommt, zeigen Arbeitgeber sicherlich nicht zuletzt im eigenen Interesse und angesichts vieler unbesetzter Ausbildungsplätze noch mehr Flexibilität als bisher: Der Großteil der Ausbildungen startet im Herbst, viele aber erfahrungsgemäß auch in den Folgemonaten bis in den Januar hinein.”
Wegen der Coronavirus-Krise gibt es auch für Azubis Veränderungen bei den Prüfungen. Die Industrie- und Handelskammern (IHKs) kündigten am Mittwoch an, die Azubi-Zwischenprüfung für Frühjahr 2020 ersatzlos zu streichen. Für die knapp 90 000 betroffenen Prüflinge bestehe keine Nachholpflicht, hieß es. Abschlussprüfungen wurden bereits abgesagt. Dafür würden neue Termine bekanntgeben, sobald sich die Risikoeinschätzung rund um das Coronavirus wieder verbessert habe. (dpa)