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Bundesinnenministerium Bundesinnenministerium: Drei Stelen erinnern an die Toten

Von Markus Decker 31.05.2016, 19:00
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (links) bei der Enthüllung der Gedenkstelen
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (links) bei der Enthüllung der Gedenkstelen DPA

Berlin - „Der Tod ist eigentlich nicht in Worte zu fassen“, sagte Thomas de Maizière. Trotzdem sei es wichtig, darüber zu sprechen. Am neuen Dienstsitz des Bundesinnenministers haben sie jetzt mehr getan als das. Sie enthüllten im Beisein des CDU-Politikers und vieler Angehöriger drei Gedenkstelen mit der Überschrift „Sie starben im Dienst für unser Land“.

Viele sind traumatisiert

75 Tote hatten die dem Ministerium unterstehenden Sicherheitsbehörden in den letzten 50 Jahren zu beklagen – 50 von der Bundespolizei, die einst Bundesgrenzschutz hieß, 20 vom Technischen Hilfswerk, fünf vom Bundeskriminalamt. Manche kamen gewaltsam um, andere bei tragischen Unfällen, 19 im Auslandseinsatz und die übrigen daheim. Am alten und wenig repräsentativen Dienstsitz hingen Fotos der Toten im Gebäude. Der Umzug bot Gelegenheit, am Eingang des neuen Gebäudes drei Stelen mit den eingravierten Namen der Betroffenen anzubringen – nach den Worten des Maizières bewusst unübersehbar für alle, die das Innenministerium betreten.

Ein größeres und umstrittenes Mahnmal wurde bereits vor Jahren am Verteidigungsministerium errichtet – zu Ehren der toten Soldaten. Für den politischen Aspekt der von zwei Geistlichen begleiteten Enthüllung sorgte gestern der Vorsitzende des Hauptpersonalrates der Bundespolizei, Sven Hüber. Er erinnerte an die Gewalt, die den Beamten täglich begegne und nicht wenige traumatisiert zurücklasse. Von Polizisten werde erwartet, dass sie im Zweifel ihr Leben opferten; zugleich bringe man ihnen Misstrauen entgegen. Dieser Widerspruch sei schwer auszuhalten. Dabei erinnerte Hüber an den Bundespolizisten, der kürzlich am Hauptbahnhof Hannover von einer jungen Islamistin niedergestochen worden war.

Für die emotionale Seite sorgte Jenny Albrecht, Ehefrau von Lutz Albrecht, eines erfahrenen Piloten der Bundespolizei, der am 21. März 2013 mit nur 40 Jahren ums Leben kam, als bei einer Übung am Berliner Olympiastadion zwei Hubschrauber zusammenstießen. Jenny Albrecht erinnerte daran, wie sie kurz vor einem seiner Einsätze eine E-Mail ihres Mannes bekam, in der er beschrieb, was er für die Familie vorgekocht hatte, damit seine Frau in der Zeit, in der er unterwegs sein würde, Entlastung bei der Betreuung der vier Kinder hätte. Das sei „eigentlich ein Stück Alltäglichkeit“, sagte Frau Albrecht, die vor dem Tod ihres Mannes den Tod eines weiteren gemeinsamen Kindes betrauerte.

Gefühl ist „überlebensnotwendig“

„Aber für mich ist dieser kleine liebevolle Brief seit dem Unfalltod meines Mannes unendlich kostbar. Jedes Mal, wenn ich ihn lese, sehe ich meinen Mann in der Küche für uns kochen, höre uns dabei über Wichtiges und Unwichtiges reden, spüre seine rasche Umarmung zwischendurch.“ Die Mail hänge jetzt ausgedruckt in der Küche. Sie fuhr fort: „Das Gefühl, unserem geliebten Menschen durch diese Erinnerungen noch nah zu sein, ist für Hinterbliebene überlebensnotwendig.“

Dass die Stelen auch vielen anderen Hinterbliebenen etwas bedeuten, war übrigens offenkundig. Mehrere von ihnen standen nach der Zeremonie am Dienstag davor und weinten. (mz)