Première Dame Brigitte Macron: die wichtigste Beraterin des französischen Präsidenten

Viele hoffen, dass mit Emmanuel Macrons offizieller Einführung ins Präsidentenamt am Sonntag eine neue Zeitrechnung bei unseren Nachbarn beginnt. Dass die Franzosen die seit Jahren über ihrem Land lastende depressive Lähmung überwinden und eine neue Aufbruchstimmung entwickeln. Das ist das Ziel Macrons.
Der wird es gewiss schwer haben, aber er hat immerhin eine starke Gefährtin an seiner Seite, die selber ein Ausdruck des Aufbruchs in eine neue Zeit ist. Denn mit dem Präsidenten bekommt das Land auch eine neue Première Dame, die erste, die aus dem Titel mehr machen will als nur schmückendes oder auch störendes Beiwerk des Präsidenten zu sein wie ihre Vorgängerinnen. Brigitte Trogneux, so ihr Geburtsname, ist ein wichtiger Teil des Projekts „La république en marche“, Frankreich macht sich auf den Weg.
Brigitte Macron ist wichtigste Beraterin
„Ohne sie wäre ich heute nicht hier“, hat Emmanuel Macron am Abend seines Sieges in die Menge gerufen und seine Frau vor der jubelnde Menschenmenge in der Pariser Innenstadt geküsst. Das ist in diesem Fall kein Spruch, denn sie ist seine wichtigste Beraterin, seit er den Weg an die Spitze des Staates eingeschlagen hat.
Sie entwickelt mit ihm politische Strategien, sie überarbeitet seine Manuskripte, sie kontrolliert seine Auftritte. Und ganz gewiss auch ihre. Denn die Art und Weise, wie Brigitte Macron sich in der Öffentlichkeit präsentiert, ist immer auch ein politisches Statement.
Der blaue Mantel als politisches Programm
Die kluge britische Journalistin Modejournalistin Jess Cartner-Morley hat die Kleidung analysiert, mit der sich die künftige First Lady am Tag des entscheidenden zweiten Wahlgangs vor einer Woche gezeigt hat, ein Tag, an dem sie immer wieder von den Kameras eingefangen wurde, ein Tag, der ihr Bild in der Öffentlichkeit prägt.
„Erstens: Der blaue Mantel mit dem wie bei einem Motorradfahrer aufgestellten Kragen vermittelte einen leicht rebellischen Eindruck, während Politikerfrauen am Wahltag gewöhnlich gedeckte Kleidung wie für den Kirchgang oder ein Geschäftstreffen wählen. Zweitens, sie hat diesen Mantel schon viele Male vorher getragen, unter anderem, mit einer Lederhose kombiniert, bei der Pariser Fashion Week im letzten Jahr. Das unterstreicht ihren eigenen Geschmack – der Mantel stammt aus ihrem Kleiderschrank, er ist nicht die Empfehlung einer Imageberaterin. Drittens, der Mantel ist von Louis Vuitton, Frankreichs größter Luxusmarke, und das verstärkt Macrons Botschaft einer fortschrittlichen Regierung, die aber keine Probleme mit der mächtigen Wirtschaft hat“ – ein ganzes politisches Programm, erzählt an einem einzigen Mantel.
Gegenentwurf zu Melania Trump
Auf der anderen Seite des Atlantik hat sich gerade ein anderes Präsidentenpaar etabliert: Donald und Melania Trump. Es liegt nahe, Vergleiche anzustellen, denn nicht nur der sozial-liberale, weltoffene Reformer Macron ist ein Gegenentwurf zum nationalistisch-konservativen Trump. Auch Melania, jene 24 Jahre jünger als ihr Mann, die Macrons Gattin älter ist als der, vermittelt ganz andere Botschaften.
Sie zeigt einen kühlen, sterilen Chic, der sich erklärtermaßen an Jackie Kennedys distanziertem Stil orientiert – den aber auch Carla Bruni gern pflegte, die glamouröse Vor-Vorgängerin Brigitte Macrons als Première Dame. Dazu passt, dass diese Frauen sich alle bewusst als unpolitische Präsidentengattinnen ohne eigene Anliegen verstanden und verstehen.
Neue Première Dame hat anderes Verständis ihrer Rolle
Brigitte Macron hat ein gänzlich anderes Verständnis ihrer Rolle und zeigt dies. Sie strahlt Lebensfreude, Zuversicht und Engagement aus, genau das, was die Franzosen jetzt brauchen. Sie tritt weder als 64jährige Großmutter auf, die sie auch ist, noch als mühsam auf ewige Jugend gestyltes Girl, das sie eben nicht ist.
Sie hat noch bis vor zwei Jahren als Lehrerin gearbeitet, und man erkennt ihre selbstbewusste Lebenserfahrung auch hinter dem schönen Teint, der von der frischen Atlantikluft in Le Touquet gebräunt ist. In dem Badeort, der den Beinamen Strand von Paris trägt, hat ihre Familie ein Haus, hier ist der Rückzugsort der Macrons.
Sie sind eine bürgerliche Wohlstandsfamilie und kommen aus einer Schicht, die einst das Bewusstsein der Franzose als der „grande nation“ geprägt hat. Dass es heute viele Millionen Franzosen am Rande diese nicht mehr so großartigen Gesellschaft gibt, ist Brigitte Macron wohl bewusst. Ihnen wird die besondere Aufmerksamkeit einer First Lady gehören, die erstmals mit eigenem Stab und Büro ausgestattet im Elyséepalast arbeiten wird – vor allem an Projekten, die arbeitslosen Jugendlichen eine Perspektive bieten sollen. Eine politische Präsidentengattin, en marche, sozusagen.