1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Brandenburg: Brandenburg: Gipfeltreffen im Schloss sorgt für Hektik

Brandenburg Brandenburg: Gipfeltreffen im Schloss sorgt für Hektik

Von Winfried Wagner 01.09.2005, 09:14
Schloss Rheinsberg in Brandenburg. Am 6. September wird der Renaissancebau ins Rampenlicht der Öffentlichkeit rücken. Bundeskanzler Schröder (SPD) empfängt Frankreichs Staatspräsidenten Jacques Chirac zu einem internationalen Gipfeltreffen. (Foto: dpa)
Schloss Rheinsberg in Brandenburg. Am 6. September wird der Renaissancebau ins Rampenlicht der Öffentlichkeit rücken. Bundeskanzler Schröder (SPD) empfängt Frankreichs Staatspräsidenten Jacques Chirac zu einem internationalen Gipfeltreffen. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Rheinsberg/dpa. - In der idyllischen 5000-Einwohner-Stadt ist hektische Betriebsamkeit zu spüren. Verbotsschilder lassen die Autofahrer schon jetzt die Umleitungen für den «Tag X» ahnen. Am Schloss werkeln Handwerker, damit bis zum Besuch noch drei Gerüste am Kern des Schlosses abgebaut werden können. Und Tony Torrilhon, der einzige Franzose in Rheinsberg, überlegt, was er wohl Chirac zeigen könnte, wenn die Politiker an seinem Künstleratelier in der Schlossstraße vorbeikommen.

In Rheinsberg, seit Jahrzehnten ein beliebtes touristisches Zielrund 80 Kilometer nördlich von Berlin, haben die preußischen Prinzen Geschichte geschrieben - darunter auch der spätere König Friedrich II. Die barocke Schlossanlage samt Garten und Park am Grienericksee beherbergt auch ein Denkmal für die Helden des Siebenjährigen Krieges, in dem Friedrich II. als Preußenkönig auch mit Frankreich Krieg führte. Das soll aber bei den Gesprächen keine Rolle spielen, Beobachter rechnen eher mit Themen wie der der Krise in Europa nach den abgelehnten Referenden zur EU-Verfassung und einem Gedankenaustausch über den EU-Beitritt der Türkei.

«Der Park selbst soll für Touristen offen bleiben, aber derNordflügel des Schlosses wird gesperrt», erklärt Helma Held. Die«Kastellanin» des Schlosses ist die eigentliche Gastgeberin: ImSpiegelsaal, der so original wie zur Zeit der preußischen Prinzen wiederhergestellt wurde, wollen Chirac und Schröder internationale Politik besprechen. Es ist bereits das 24. Treffen im Rahmen der informellen Gespräche, die 2001 im elsässischen Blaesheim begannen -und es soll ein Gipfel der kurzen Wege werden.

Im benachbarten Kavaliershaus, wo sonst die Musikakademie probt,sind Statements vor der Presse vorgesehen. Danach kommt ein Rundgang etwa 400 Meter die Hauptstraße über den Kirchmarkt zum Mittagessen ins «Deutsche Haus», alles rund ums Schloss. «Vielleicht kommt Schröder auch wieder wie vor fünf Jahren in meine Ausstellung», hofft der französische Künstler, der seinen Vornamen mit «Tony, so wie Blair» buchstabiert.

Der 73-jährige Maler und Bildhauer kam vor zehn Jahren aus Berlin in den idyllischen Ort, verlegte 2003 endgültig sein Atelier ins Rheinsberger Zentrum, das am 6. September zur Hochsicherheitszone wird. «Seit zwei Wochen läuft die Feinplanung», sagt Rheinsbergs Polizeichef Frank Schiermeister. Aufgeregt sei er aber nicht.

Chirac soll es möglichst angenehm in der Stadt haben. «Wir werden ihm einen Ersttagsbrief vorstellen, den eine private Post anlässlich des Treffens herausgebracht hat», erzählt Titus-Rex Wiese, Hotelchef im «Deutschen Haus», dass rundum für die Versorgung der Gipfelteilnehmer zuständig ist. Das Menü selbst sei noch geheim, sagt er, aber auf dem Markt soll es schon den eigens kreierten «Rheins-Burger» geben. Wie der Bürgermeister hofft Wiese auf Autogramme auf dem Ersttagsbrief.