Brandenburg Brandenburg: «Fürstentum Germania» wird geräumt

Plattenburg/Krampfer/dpa. - Um sechs Uhr rückten Polizei, Bauaufsicht und Mitarbeiterder Prignitzer Kreisverwaltung an. Die Bewohner des ehemaligenHerrensitzes waren zwei Räumungsaufforderungen der Bauaufsicht nichtnachgekommen. Das Schloss diente einer Gruppe von Aussteigern alsWohn- und Versammlungsort. Ihre politischen Ansichten seien einebesorgniserregende Mischung aus Rechts- und Linksextremismus, sagteBrandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) kürzlich.
«Wir gehen hier wie in anderen Fällen auch vor», sagte EdelgardSchimko von der Prignitzer Kreisverwaltung. «Die Nutzer und auch dieEigentümer des Schlosses haben die aufgezeigten Möglichkeiten nichtgenutzt und nun nehmen wir in der Folge als nächsten Schritt dieZwangsräumung vor.»
Mehr als zwanzig Jahre stand das Schloss leer. Die Bauaufsichthatte darum einen Bauantrag und einen Antrag auf Umnutzung zuWohnzwecken für das denkmalgeschützte Gebäude gefordert. Zu denAuflagen gehörten auch eine intakte Heizungsanlage, eine Kläranlageund gesicherte Stromleitungen.
Die Bewohner des Schlosses in Krampfer waren Anfang des Jahres inden Blickpunkt geraten, als sie hier den «Kirchenstaat FürstentumGermania» ausriefen und die Unabhängigkeit von der Bundesrepublikerklärten. Zuweilen versammelten sich hier an den Wochenenden mehrals 150 Menschen und diskutierten über den Fortbestand des drittenReiches ebenso wie über eine Verfassung und einen Volksrat für ihrenStaat.
Das Spektrum der Bewohner und Sympathisanten reicht angeblich vonrechtsradikalen Esoterikern über Verschwörungstheoretiker bis hin zuMitgliedern der autonomen linken Szene. Das hatte im Ort für vielUnruhe und Unsicherheit bei den Bewohnern sorgte. Das «Fürstentum»sei auch nach der Zwangsräumung des Schlosses nicht untergegangen,sagten einige der jungen Leute jetzt trotzig. Sie dürfen dasGrundstück weiterhin nutzen, Zelte aufbauen und Tiere halten. Einigehaben seit langem leerstehende Häuser im Ort gemietet.
Auch im benachbarten Kleinow soll den jungen Leuten ein Geländemit Baracken und Werkstätten verpachtet worden sein, hieß es. Dortwar ein ehemaliges LPG-Anwesen vor etwa drei Jahren in denSchlagzeilen. Damals wollte angeblich die rechtsextreme NPD dort einSchulungszentrum eröffnen.
«Was die Leute hier tun, werden sie alle noch bereuen, spätestensbeim großen Volksaufstand in Deutschland, der absehbar bevorsteht»,sagte Jens Willmann, einer der Bewohner des Schlosses. Auch nach derZwangsräumung des Schlosses würden das Gelände und seine Nutzer imBlickfeld behalten, kündigten Polizei und Behörden an.
