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Molotowcocktails Brandanschläge auf Moscheen in Berlin und Heilbronn

11.03.2018, 12:38
Ruß geschwärzt ist die Fassade eines Hauses an der Kühleweinstraße, in der ein Moscheeverein untergebracht ist. Gegen zwei Uhr war dort ein Feuer ausgebrochen.
Ruß geschwärzt ist die Fassade eines Hauses an der Kühleweinstraße, in der ein Moscheeverein untergebracht ist. Gegen zwei Uhr war dort ein Feuer ausgebrochen. dpa

Berlin/Heilbronn - Nach dem Brandanschlag auf eine Moschee im baden-württembergischen Lauffen am Neckar gehen die Ermittler von mindestens fünf Tätern aus. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart und die Polizei Heilbronn riefen am Samstagabend mögliche Zeugen auf, sich zu melden.

Unbekannte hatten in der Nacht zum Freitag mehrere Brandsätze, sogenannte Molotowcocktails, durch das Fenster der Moschee geworfen. In dem Gebäude kam es zu erheblichen Verrußungen, das aufflammende Feuer konnte gelöscht werden.

Der entstandene Sachschaden wird auf rund 5000 Euro geschätzt. Die Polizei ermittelt aber auch wegen versuchten Mordes, weil sich der Imam zur Tatzeit in dem betreffenden Raum aufhielt und dort schlief. Er blieb bei dem Anschlag unverletzt und konnte das Feuer selbst löschen. Die Gemeinde gehört zur Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş. 

Politisch motivierte Straftat?

Auch auf eine Moschee in Berlin ist vermutlich ein Brandanschlag verübt worden. In dem Gotteshaus im Stadtteil Reinickendorf war in der Nacht zu Sonntag ein Feuer ausgebrochen. Verletzt wurde niemand. „Nach derzeitigen Erkenntnissen wird von einer politisch motivierten Straftat ausgegangen“, teilte die Polizei am Sonntag mit.

Zeugen hätten an dem Haus an der Pankower Allee, Ecke Kühleweinstraße ein Klirren gehört und drei jugendliche Verdächtige gesehen, die Richtung Letteplatz weggelaufen seien. Eine Fensterscheibe war eingeworfen worden, der Hauptraum sei komplett ausgebrannt.

60 Feuerwehrleute im Einsatz

„Die meisten Räumlichkeiten unserer Moschee sind weitestgehend nicht mehr nutzbar“, teilte die Koca Sinan Camii-Gemeinde mit, die zum Ditib-Verband gehört. Gemeindemitglieder räumten am Sonntag Trümmer fort und versuchten, durchnässte Gebetbücher und Koran-Ausgaben zu trocknen. „Ein Anschlag auf ein Gotteshaus, egal aus welchem Grund, ist nicht akzeptabel und nicht hinnehmbar“, betonte die Gemeinde.

60 Feuerwehrleute waren in der Nacht im Einsatz, um den Brand zu löschen. Bei der Polizei ermittelt der für politische Straftaten zuständige Staatsschutz.

Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) ist der Dachverband der rund 900 türkisch-islamischen Vereine in Deutschland und vertritt nach eigenen Angaben rund 70 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime. Kritiker bemängeln die enge Bindung von Ditib an die politischen Interessen des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdogan. (afp, dpa)