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Bistum Magdeburg Bistum Magdeburg: Anlaufstelle geht Vorwürfen nach

12.03.2010, 21:40

WITTENBERG/MZ/MAC. - Der Wittenberger Arzt, der seit 2008 an der Spitze der Kommission steht, betont deren Unabhängigkeit. "Wir sind vom Bistum benannt, ihm aber nicht unterstellt." Das Thema sexueller Missbrauch müsse offensiv behandelt werden, so Särchen. Die Kommission wolle Opfer ermuntern, sich zu melden. Sie prüfe jeden Fall und setze sich mit der Kirche in Verbindung, um weiteres Vorgehen zu besprechen, behalte sich aber vor, selbst die Staatsanwaltschaft einzuschalten. Dies sei in einem Falle auch geschehen, so Särchen zur MZ. "Wir konnten den Verdacht nicht ausräumen." Es habe sich allerdings nicht um einen Priester gehandelt, dem die Vorwürfe galten.

Von insgesamt fünf Fällen, mit denen sich die Kommission befasst habe, seit er sie leitet, berichtet der Chefarzt der Abteilung für psychiatrische Erkrankungen an der Klinik Bosse. Die meisten datierten aus den 50er und 60er Jahren. Einer aus den 80ern. Der sei zwar ebenfalls verjährt, "wir haben aber festgestellt, dass Konsequenzen sinnvoll sind", die seien innerhalb der Kirche auch gezogen worden, so der Missbrauchs-Beauftragte.

Als Psychiater nennt er die jetzt so lawinenartig bekannt gewordenen Missbrauchsfälle ein gesellschaftliches Problem: "Das sieht wie ein Kirchenthema aus, ist es aber nicht." Im Klinikalltag seien die Ärzte mit vielen Menschen konfrontiert, die Opfer sexuellen Missbrauchs wurden. Das passiere in der Familie, im Sportverein, in Schulen, auch in Kirchen. Särchen begrüßt die jetzt geführte Debatte, sie müsse dazu führen, dass sexueller Missbrauch keinerlei Akzeptanz in der Gesellschaft findet.

Nikolaus Särchen, Beauftragter des Bistums Magdeburg für Fälle sexuellen Missbrauchs, ist unter der Telefonnummer 03491 / 47 63 30 zu erreichen.