Bischofskonferenz wählt neuen Vorsitzenden
Würzburg/dpa. - Mit einem feierlichen Gottesdienst haben die 69 katholischen Bischöfe am Montagabend in Würzburger Dom ihre Frühjahrsvollversammlung offiziell eröffnet.
Der scheidende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Karl Lehmann, rief die Geistlichen zum «Gebet für fruchtbare Beratungen und gute Entscheidungen in diesen Tagen» auf. Die Konferenz will am Dienstag über einen Nachfolger Lehmanns an der Spitze des deutschen Episkopats entscheiden. Als Gast nahm an der Eröffnung zum ersten Mal auch der Apostolische Nuntius, Erzbischof Jean-Claude Périsset, teil.
Nach fast 21 Jahren als DBK-Vorsitzender gibt Lehmann (71) sein Amt aus gesundheitlichen Gründen auf. Die Gottesdienstteilnehmer würdigten das Engagement Lehmanns im Dom mit langem Beifall, dem sich auch zahlreiche Bischöfe anschlossen. «Das war's, jetzt soll das ein anderer machen», sagte Lehmann zuvor angesichts der bevorstehenden Neuwahl. Von einer «Ära Lehmann» wollte der Mainzer Bischof aber nichts hören. Als aussichtsreiche Anwärter für seine Nachfolge gelten der neue Münchner Erzbischof Reinhard Marx (54) und der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch (69).
In einem Rückblick auf seine Amtszeit hatte Lehmann zuvor den Streit um die Schwangerenkonfliktberatung und die deutsche Wiedervereinigung als markanteste Einschnitte benannt. Gerade die Diskussion um die Schwangerenkonfliktberatung sei belastend und im Ergebnis auch schmerzlich gewesen. Im Jahr 1999 mussten sich die deutschen Bischöfe dem Willen des Papstes beugen: Die kirchlichen Beratungsstellen durften die zum straffreien Schwangerschaftsabbruch nötigen Scheine nicht mehr ausstellen. «Natürlich hätte ich gerne eine andere Entscheidung gehabt», sagte Lehmann, der für den Verbleib der kirchlichen Beratung im staatlichen Beratungssystem gewesen war.
Die Einigung der katholischen Kirche im Osten und Westen Deutschlands bezeichnete Lehmann als anstrengend, «weil das eine oder andere immer Mal auf der Kippe stand», aber insgesamt als erfreuliche Erfahrung. Nach der Wende hätten die ostdeutschen Glaubensbrüder viele Impulse eingebracht, insbesondere in der Missionsarbeit. Zu den positiven Erlebnissen gehörten auch die großen Zusammenkünfte der Gläubigen, wie Papstbesuche in Deutschland und die Katholikentage: «Der Weltjugendtag in Köln war sicherlich ein Glanzlicht.»
Auch in der Ökumene der christlichen Kirchen sei in den zwei Jahrzehnten seiner Amtszeit viel erreicht worden, wenn auch noch viel zu tun bleibe. Trotz mancher Rückschläge «ist in letzter Zeit keine Eiszeit eingezogen, wie manche meinen», sagte Lehmann, allenfalls sei das eine oder andere ins Stocken geraten. Es gebe jedoch keine Alternative zur Ökumene, betonte Lehmann.
Als oberster Repräsentant der katholischen Kirche in Deutschland leitete Lehmann mehr als 20 Vollversammlungen und über 100 Sitzungen des Ständigen Rates der Bischofskonferenz. Er habe aber nie etwas ohne seine Mitstreiter erreicht. «Man kann dies niemals auch nur entfernt alleine tun.» Vielmehr sei der Vorsitzende ein Glied in einer großen Kette, «unus inter pares» statt «primus inter pares»: nicht der erste, sondern einer unter Gleichrangigen. «Im Rückblick glaube ich, dass Inspiration und Moderation der wichtigste Beitrag des Vorsitzenden in diesem gemeinsamen Dienst am Ganzen ist.»
Neben der Wahl des neuen Vorsitzenden ist bei der Vollversammlung bis zu diesem Donnerstag ein ganztägiger Studientag zum Thema «Ehe und Familie» geplant. Dabei wollen die Bischöfe mit Referenten das Leitbild und die Situation der auf Ehe gegründeten Familie erörtern. Zudem sollen die Planungen für das vom Papst ausgerufene Paulusjahr (28. Juni 2008 bis 29. Juni 2009), ein neues Liturgiebuch zur Feier der Kindstaufe sowie ein Zwischenbericht zum möglichen Engagement der Kirche in der heutigen Mediengesellschaft beraten werden.