Bildungsintegration von Flüchtlingen Bildungsintegration von Flüchtlingen: 20.000 Lehrer mehr benötigt
Diese Zahlen haben es in sich. Für etwa 325.000 Schüler unter den Asylbewerbern benötigen die Bundesländer nach eigenen Angaben etwa 20.000 Lehrer mehr – eine Bildungsoffensive, die mindestens 2,3 Milliarden Euro kosten wird. Und das ist erst der Anfang, eben nur jenes Geld, welches für das laufende Jahr gebraucht wird sowie für jene Flüchtlingskinder, die bereits im Jahr 2014 in die Schulen gekommen sind.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Brunhild Kurth (CDU), sprach nach einer Sitzung in Berlin ausdrücklich von „Momentaufnahmen“. „Wir fahren auf Sicht, wir steuern in den Ländern ständig nach“, sagte die sächsische Kultusministerin.
Zahl der neu eingestellten Lehrer unklar
Wie viele Lehrer tatsächlich insgesamt eingestellt werden können, ist aber unklar. Ebenso wie die Frage, wann dies geschehen soll. Der Bund hat zwar kürzlich angekündigt, seine Milliardenhilfe für die Länder in Sachen Flüchtlinge aufzustocken. Doch es werden ja bereits große Summen für die Unterbringung und Verpflegung der Flüchtlinge in den Erstaufnahmeeinrichtungen und in den Kommunen gebraucht.
Zudem ist das Problem kein rein finanzielles, sondern angesichts langer Studienzeiten stellt sich auch die Frage: Wo sollen all die Lehrkräfte so plötzlich herkommen? Und: Sind sie für die Arbeit mit den Flüchtlingskindern wirklich ausgebildet?
Reaktivierung von Lehrern im Ruhestand möglich
Der hessische Kultusminister Alexander Lorz (CDU) sagte, jetzt seien Flexibilität und unbürokratisches Handeln gefordert. Es gehe dabei etwa um die Frage, inwieweit Lehrkräfte im Ruhestand wieder aktiviert werden könnten. Eine weitere Möglichkeit sei, Lehrer in Teilzeit dafür zu gewinnen, mehr Stunden zu übernehmen, fügte Lorz hinzu. Ein überaus wichtiger Schritt sei zudem, gerade jene Lehrer, die mit Sprachunterricht Erfahrung haben, dafür zu qualifizieren, Kinder zu unterrichten, die Deutsch als Fremdsprache erlernen.
Deutsch Lernen an erster Stelle
Die Frage, wie lange Flüchtlingskinder etwa in parallelen Klassen Sprachunterricht erhalten und ab wann sie in normale Klassen integriert werden sollen, wird nicht einheitlich geregelt. „Wir sind uns alle einig darüber, dass wir die Flüchtlingskinder und Jugendlichen so schnell als möglich in Schule zu integrieren haben und zuallererst die deutsche Sprache vermitteln müssen“, sagte Kurth zwar.
Es gebe aber unterschiedliche Situationen in den Ländern. Es sei nicht sinnvoll, „eine Uniformität über die Länder zu legen“. NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann verwies darauf, dass die Situation auch innerhalb eines Landes stark unterscheiden könne.
„Es fehlen Standards“
Experten wünschen sich allerdings mehr Verbindlichkeit. Der Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität Köln, Michael Becker-Mrotzek, lobte, die Länder hätten erkannt, dass Bildung der Schlüssel zu Integration sei. „Es fehlen jedoch Standards, die Schulen Orientierung bieten“, kritisierte er. Erforderlich seien konkrete Anhaltspunkte für die Schulen, zum Beispiel zur Größe speziell eingerichteter Flüchtlingsklassen und dazu, wie der Wechsel in eine normale Klasse erfolgen solle.