Bildung Bildung: Blindeneinrichtung in Chemnitz feiert 100. Geburtstag

Chemnitz/dpa. - Auch international genießt die Chemnitzer Blindeneinrichtung hohesAnsehen. So wurde kurz vor dem Jubiläum die Europäische Konferenz desInternationalen Verbandes der Blinden- und Sehbehindertenlehrer(ICEVI) in Chemnitz veranstaltet. Es kamen 450 Experten aus 41Staaten, die auch das Rehazentrum besichtigten. «Die Tagung ist eineReverenz an die ausgezeichnete Arbeit unserer Kollegen hier», sagteder Chairman ICEVI Europe, Eberhard Frank, vor Tagungsbeginn.
In dem großen parkähnlichen Gelände des Rehazentrums sind nichtnur die vom Freistaat übernommene Blindenschule und Kinderbetreuunguntergebracht. Im Berufsbildungswerk werden blinde und sehschwacheJugendliche auch in weitaus mehr Berufen ausgebildet als in denfrüher üblichen wie Korbflechter oder Bürstenmacher: «Wir bieten 27Berufe an, zum Beispiel Informatiker, Zerspanungsmechaniker, Masseuroder Physiotherapeut», listet Hohler auf. Sogar Klavierstimmer kannman werden: «Dieses Ausbildungsfach ist bundesweit einmalig.»
Stolz ist Hohler darauf, dass im Schnitt rund 65 Prozent nachBeendigung der Lehre vermittelt werden. «Einige junge Leute gehennach ihrem Schulabschluss aber auch aufs Gymnasium nach KönigsWusterhausen oder nehmen ein Studium auf.» Rund 500 junge Leutenutzen derzeit die Einrichtungen des Rehazentrums. Sie kommen zumeistaus den neuen Ländern. «Wir helfen ihnen, selbstständig zu werden.Dazu gehört auch, außerhalb der Reha zu wohnen und zu leben.»
Unter dem Dach des 2002 gegründeten SFZ sind inzwischen auch eineIntegrationsfirma und die Wohn- und Werkstätten fürmehrfachbehinderte Menschen vereint. Hinzu kommen medizinischeEinrichtungen wie zum Beispiel das Sehzentrum. Es bietet Diagnostik,Sehtraining und auf den jeweiligen Bedarf abgestimmte Hilfsmittel an.Auch Erwachsene, die erst später erblindet sind oder deren AugenlichtSchaden erlitt, finden im Rehazentrum Hilfe. «Es laufen derzeit 18Maßnahmen, um diese Menschen speziell zu schulen, damit sie entwederihren Job behalten oder eine andere Stelle finden», sagt Hohler.
Das Rehazentrum will sich auf seinen Lorbeeren keineswegsausruhen. «Wir wollen uns weiter öffnen», betont Hohler. Dazu gehörtder Ausbau der Blindenschule, für den an diesem Montag zum Beginn derJubiläumswoche der Grundstein gelegt wird. Zugleich wird ein Fahrzeugals «mobiles Sehzentrum» übergeben, mit dem Mediziner, Berater undTherapeuten durch Sachsen fahren können. «Damit erreichen wir auchMenschen, die sonst schwer den Weg zum Arzt finden.» Das ist nachEinschätzung Hohlers ebenfalls Neuland in Deutschland. «Wir arbeitendaran, dass das Seh-Mobil später als Leistung der Krankenkassenanerkannt wird.»

