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Beziehungen Russland/Iran Beziehungen Russland/Iran: Militärzusammenarbeit vereinbart

12.03.2001, 21:07

Moskau/Washington/dpa. - Russland und Iran wollen trotz großen Misstrauens des Westens ihre Zusammenarbeit in der Rüstung und Atomindustrie vertiefen. Moskau werde sich jedoch an internationale Abkommen halten und keine verbotenen Waffen liefern, sagte der russische Präsident Wladimir Putin nach einem Treffen mit dem iranischen Staatschef Mohammed Chatami im Kreml am Montag. Der Wert der zukünftigen russisch-iranischen Rüstungsgeschäfte wurde von der Regierung in Moskau auf etwa 300 Millionen US-Dollar (627 Millionen Mark) jährlich geschätzt. Die US-Regierung äußerte sich besorgt über die Pläne. Sie seien «kontraproduktiv» für die Region.

«Russland hat nicht die Absicht, seine Verpflichtungen zu verletzen», erklärte Putin. Iran habe lediglich Waffen zur Selbstverteidigung bestellt. US-Außenamtssprecher Richard Boucher sagte dazu in Washington, die USA wären besonders besorgt, falls moderne konventionelle Waffen und zur Produktion von Nuklearwaffen geeignete Technologie an Iran geliefert würden. Einzelheiten lägen jedoch nicht vor. Bereits an diesem Mittwoch will die US-Regierung ihren Standpunkt bei einem Treffen der Nationalen Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice mit ihrem russischen Kollegen Sergej Iwanow im Weißen Haus klarmachen.

Chatami erhoffte sich vom ersten Besuch eines iranischen Staatsoberhauptes in Russland seit der islamischen Revolution 1979 einen «neuen Frühling» in den bilateralen Beziehungen, meldete die Agentur Interfax.

Putin und Chatami unterzeichneten ein neues Grundlagenabkommen und eine Erklärung, bis zur endgültigen Aufteilung des Kaspischen Meeres zwischen den fünf Anrainerstaaten keine Grenzen auf dem ölreichen Binnenmeer anzuerkennen. Die Lösung des Problems «ist ausschließlich Sache der Anrainer und eine Einmischung von Drittstaaten ist unzulässig», erklärten sie außerdem. An der Erschließung der Energievorkommen im Kaspischen Meer sind auch die USA und die europäischen Staaten sehr interessiert.

Chatami bemängelte, dass Russland mit der Fertigstellung des umstrittenen, ursprünglich von Siemens begonnenen Atomkraftwerks Buschir in Verzug sei. Putin kündigte Abhilfe an und bot Iran den Bau weiterer Kernkraftwerke an. Washington hat das 1995 vereinbarte russisch-iranische Atomgeschäft mehrfach kritisiert, weil es eine Weitergabe von Atomwaffentechnologie fürchtet. Moskau besteht darauf, dass es nur zivile Technik zur Erzeugung von Atomstrom liefere.

Auf Grund eines Geheimabkommens mit den USA hatte Moskau Waffenlieferungen an Iran seit 1995 ausgesetzt, die Vereinbarung im November 2000 aber gekündigt. Iran interessiert sich nach russischen Angaben vor allem für moderne Panzer vom Typ T-90. Die gewünschte Raketentechnologie werde Russland aber nicht liefern.

Chatami wollte in Moskau auch mit Ministerpräsident Michail Kasjanow sprechen. Weitere Stationen des dreitägigen Besuchs sollten St. Petersburg und Kasan, die Hauptstadt der islamisch geprägten russischen Teilrepublik Tatarstan an der Wolga, sein.