1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Berlin: Berlin: Finca, Privatjet, Golfen - Hat Wowereit gewulfft?

Berlin Berlin: Finca, Privatjet, Golfen - Hat Wowereit gewulfft?

Von Theresa Münch 13.03.2012, 15:09
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) spricht in Berlin auf der Pressekonferenz des Senats. (FOTO: DPA)
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) spricht in Berlin auf der Pressekonferenz des Senats. (FOTO: DPA) dpa

Berlin/dpa. - Es wirkt fast wie ein Déjà-vu: Urlaub in derFinca eines «Partykönigs», kostenlose Mitflüge im Privatjet. Drohtder Berliner Landespolitik eine Neuauflage der Wulff-Affäre - mit demRegierenden Bürgermeister Klaus Wowereit als Hauptdarsteller? Ja, erhabe Einladungen angenommen, gibt der SPD-Politiker am Dienstag zu.Allerdings als Privatmann. Von Vorteilsnahme könne keine Rede sein,da er keine geschäftlichen Beziehungen zu seinen Gastgebern pflege.Und ab und zu auch mal «Privatmensch» zu sein, «das lasse ich mirnicht nehmen».

Die Vorwürfe stehen im Raum: Erst musste Wowereit in dervergangenen Woche einen Gratis-Urlaub im Ferienhaus des umstrittenenEventmanagers Manfred Schmidt zugeben, der unter anderem wegenkostenloser Urlaube in der Affäre um den zurückgetretenenBundespräsidenten Christian Wulff auftaucht. Jetzt sorgen zwei alsprivat bezeichnete Flüge im Jet des Unternehmers und Ex-BahnchefsHeinz Dürr für neuen Wirbel.

In den Jahren 2002 und 2003 war der Regierungschef zu Treffeninternationaler Geschäftsleute beim Berlin Capital Club in Londoneingeladen, inklusive Golfspielen. «Es gibt auch schöne Einladungen»,sagt Wowereit dazu. Deswegen habe er nicht auf Dienstreise-Kostenfliegen wollen. Der SPD-Politiker nahm Dürrs Angebot an, in dessenPrivatmaschine mitzufliegen - Dürr wäre «sowieso geflogen», begründeter.

Die «B.Z.» veröffentlichte die Rechnung für Flug und Übernachtungim Jahr 2002: 5625 Euro. Weil er schon damals Kritik befürchtete,spendete Wowereit nach eigener Aussage privat den Preis einesnormalen Linienfluges in Höhe von 300 Euro an ein gemeinnützigesProjekt, um sich «nicht angreifbar zu machen».

«Heute würde ich das nicht mehr machen», sagt der RegierendeBürgermeister zu den Flügen und seinem Aufenthalt in der Finca desEventmanagers Schmidt, den er als «sehr guten Bekannten» bezeichnet.Vor allem aus der Opposition hagelt es seit Tagen Kritik. Schmidt seinun einmal «kein einfacher Mittelständler aus Marienfelde, sonderndas ist jemand, der mit Kontakten zu Politikern viel Geld verdient»,sagte Grünen-Abgeordnete Dirk Behrendt der rbb-Welle «radioeins».

Auch wenn er rechtlich kein Probleme sehe, sei Wowereits Handelnpolitisch ungeschickt gewesen, kritisiert auch Jochen Bäumel von derAntikorruptions-Organisation Transparency International. Solange eskeine geschäftlichen Beziehungen gebe, könne Wowereit privatbesuchen, wen er wolle. «Trotzdem: Wenn ich Politiker bin, muss ichvorsichtiger sein.» Ein Regierender Bürgermeister sei als Gast vonVeranstaltungen vor allem interessant, weil er prominent sei.

Es sei schwierig zu sagen, wann er privat sei, gibt Wowereit zu.«Ich bin nicht so naiv, zu glauben, dass alle Einladungen nur denMenschen Klaus Wowereit meinen und die Leute mir begegnen wollen,weil ich so ein netter Kerl bin.» Bald aber herrsche für Politikerein Klima, in dem normale gesellschaftliche Kontakte nicht mehrmöglich seien.

Eine «spießige Neidkultur, die ein bisschen peinlich ist», nenntdas die PR-Unternehmerin Alexandra von Rehlingen. «Ich versteheeinfach nicht, dass der Mann nicht Ferien machen kann, wo er möchte.»Jeder sei schließlich schon mal eingeladen gewesen - es dürfe nurkein anrüchiger Auftrag folgen. Der ganze «Bohei» um dieSchmidt-Events sei lächerlich. Lachen muss am Schluss auch Wowereit:«Herr Dürr hat immer auf mich eingeredet, dass ich den FlughafenTempelhof offen lasse» - da hätten seine Kontakte offensichtlichnichts genutzt.