Berlin Berlin: Bildungssenator Klaus Böger tritt überraschend zurück

Berlin/dpa. - Beide kamen mit ihrenüberraschenden Ankündigungen dem Regierenden Bürgermeister KlausWowereit (SPD) zuvor, der erst nach dem 18. November bekannt gebenwollte, wer die SPD-geführten Ressorts künftig leitet. Schubertinformierte am Mittwoch ihre Mitarbeiter darüber, dass sie aus demAmt scheidet. Böger gab bereits am Dienstag vor Schulleitern undLehrern bekannt, dass er nicht mehr weiter Senator sein wird. Wer am23. November zu Nachfolgern der Senatoren ernannt werden soll, istnoch unklar.
Eine offizielle Reaktion von Wowereit auf den angekündigtenAbschied der beiden Senatoren gab es am Mittwoch noch nicht. WederBöger (61) noch Schubert (62) wollten ihre überraschendenAnkündigungen erläutern. In den Wochen nach der Abgeordnetenhauswahlam 17. September war in Regierungskreisen immer wieder angedeutetworden, dass beide Senatoren ihr Amt nicht behalten werden.
Unterdessen wies die Präsidentin der Europa-Universität Viadrina,Gesine Schwan, Spekulationen zurück, sie werde Bildungssenatorin inder Hauptstadt. «Ich bleibe bis September 2008 Präsidentin derViadrina.» Sie wolle die Projekte an der Europa-Universität soweitvorantreiben, dass sie einem Nachfolger ein geordnetes Feld übergebenkann. Außerdem sei sie «nicht gefragt worden», sagte Schwan, die auchKoordinatorin der Bundesregierung für die deutsch-polnischeZusammenarbeit ist.
Zurückhaltend äußerte sich auch eine andere mögliche Kandidatin,die in den Medien genannt wurde. Ute Schäfer, Vize-Vorsitzende derSPD-Fraktion in Nordrhein-Westfalen, sagte: «Mit mir hat noch keinergesprochen.» Zudem wolle sie sich zu Spekulationen «grundsätzlichnicht äußern». Schäfer war von 2002 bis 2005 Schulministerin in NRW.
Berlins scheidende Justizsenatorin sagte ihren Mitarbeitern, dassan diesem Donnerstag ihr letzter Arbeitstag sein werde. Danach gehesie bis zur Ernennung ihres Nachfolgers in Urlaub. SchubertsSprecherin, Juliane Baer-Henney, bestätigte am Mittwoch eineentsprechende Meldung der RBB-Abendschau. Am Donnerstag wird sich derbisherige Senat auch zum letzten Mal in der derzeitigen Konstellationauf der Regierungsbank im Abgeordnetenhaus einfinden. Freitag wirdSchubert in ihrer Senatsverwaltung verabschiedet.
Schubert, die in Erfurt geboren wurde und in Bayern und Nordrhein-Westfalen aufwuchs, war Richterin und von 1992 bis 1994 Präsidentindes Landgerichts Neubrandenburg. Von 1994 bis 2002 war sieJustizministerin in Sachsen-Anhalt, bevor sie 2002 in den BerlinerSenat wechselte.
Bereits am Dienstag sagte Böger vor Pädagogen, dies sei seineletzte Rede vor ihnen im Amt. Seit 1999 ist der SPD-PolitikerSenator. In den vergangenen Jahren war Böger häufiger von Eltern undLehrerverbänden kritisiert worden. Gleichzeitig erhielt erAnerkennung auch von der Opposition, weil er einige Reformen imBerliner Schulsystem anschob. Das Ressort wird künftig nochwichtiger, da der Bereich Wissenschaft der Bildungsverwaltungangegliedert wird.
Böger wurde 1945 in Hessen geboren und studierte Politologie ander Freien Universität in Berlin. Nach Jahren in der BerlinerBezirkspolitik zog er 1989 ins Abgeordnetenhaus ein. Von 1994 bis1999 war er Vorsitzender der SPD-Fraktion. 1968 trat Böger in die SPDein, zwischen 1990 und 1992 war er auch Vize-Landesvorsitzenderseiner Partei. 1999 scheiterte er, als er sich um das Amt des SPD-Spitzenkandidaten bewarb. Die SPD schickte Walter Momper ins Rennenum das Amt des Regierungschefs, der eine heftige Niederlage einfuhr.