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Belgische Islamisten-Hochburg Belgische Islamisten-Hochburg: Molenbeek - ein bekannter Stadtteil bei Terrorfahndern

16.11.2015, 13:57
Schwer bewaffnete Polizisten im Brüsseler Stadtteil Molenbeek.
Schwer bewaffnete Polizisten im Brüsseler Stadtteil Molenbeek. AP Lizenz

Brüssel - Schon länger gilt Belgien als Zufluchtsort radikaler Islamisten - erst recht nach den Pariser Anschlägen, von denen wieder einmal direkt Spuren nach Brüssel führen. Am Montag stellte die belgische Presse sogar einen Zusammenhang zwischen den Paris-Attentaten und einem besonders berüchtigten Kämpfer des sogenannten Islamischen Staates (IS) aus Brüssel her: Abdelhamid Abaaoud; er stammt aus Molenbeek, einem als Islamisten-Hochburg bekannten Brüsseler Stadtviertel.

Einer der Attentäter von Paris soll Verbindungen zu Abaaoud gehabt haben. Der Name des betreffenden Selbstmordattentäters von Paris tauche in mehreren Strafverfahren aus den Jahren 2010 und 2011 zusammen mit dem von Abaaoud auf, meldete die flämische Zeitung „De Standaard“.

Molenbeek bereits im Januar im Zentrum der Terrorfahnder

Abaaoud gilt als Kopf der Islamistenzelle von Verviers. In dem ostbelgischen Ort war im Januar eine Islamistenzelle zerschlagen worden, die Anschläge auf die Polizei geplant haben soll. Abaaoud, ein Belgier mit marokkanischen Wurzeln, soll aber auch in Syrien für den IS gekämpft haben. Er ist in mehreren IS-Propaganda-Videos zu sehen. In einem Video lenkt er ein Auto, das vier verstümmelte Leichen hinter sich her zieht.

Bereits am Wochenende hatte die belgische Justiz im Zusammenhang mit den Pariser Anschlägen einen internationalen Haftbefehl gegen Salah Abdeslam erlassen, der ebenfalls in Molenbeek gelebt hat. Dessen Bruder Mohammed ist seit Samstag in belgischem Polizeigewahrsam. Der dritte Bruder, Brahim, sprengte sich am Freitagabend im 11. Pariser Arrondissement in einem Café in die Luft.

Lesen Sie im Folgenden, wie hoch die Zahl der Islamisten in Belgien ist und welche Lösungen die Politik nun vorschlägt.

Belgien ist ein sicherer Hafen für Islamisten

Belgien ist mit seinen elf Millionen Einwohnern eines der kleineren EU-Länder. Bezogen auf die Bevölkerung hat es aber den größten Anteil radikaler Islamisten, die nach Irak und Syrien in den sogenannten Heiligen Krieg ziehen. Fast 500 „belgische Islamisten“ sind vom Geheimdienst identifiziert worden. Immer wieder wurden in der Vergangenheit Anti-Terror-Gesetze verschärft und terroristische Netzwerke ausgehoben. Trotzdem gilt Belgien als vergleichsweise sicherer Hafen für Islamisten.

In der Hauptstadt Brüssel wiederum gilt Molenbeek als Brennpunkt, wo die Arbeitslosigkeit und die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund gleichermaßen hoch sind. Besonders viele Molenbeeker sind Muslime, und unter diesen findet sich auch eine radikale Minderheit. In dieser kleinen Minderheit gebe es „Leute, die auf europäischer Ebene bekannt sind“ und andere Extremisten anzögen, analysiert der Terrorismus-Experte Claude Moniquet.

Innenminister Jan Jambon will in Molenbeek „aufräumen“

Belgiens Regierungschef Charles Michel ist sich des Problems bewusst: „Ich stelle fest, dass es fast immer eine Verbindung nach Molenbeek gibt“, sagt Michel. Sein Innenminister Jan Jambon kündigte an, in Molenbeek „aufzuräumen“. Noch in dieser Woche will das Kabinett einen Aktionsplan für das Viertel präsentieren. Bereits die Mörder von 2001 des einstigen afghanischen Kommandeurs Ahmad Schah Massud, der gegen die Taliban kämpfte, hatten sich zeitweilig in Molenbeek aufgehalten - ebenso wie Hassan El Haski, der als einer der Planer der Anschläge von Madrid im Jahr 2004 mit 191 Toten verurteilt wurde.

Das Gleiche gilt für Mehdi Nemmouche, den Hauptverdächtigen für den Mordanschlag auf das Brüsseler Jüdische Museum im Mai 2014. Auch der Angreifer auf den Thalys von Amsterdam nach Paris im August dieses Jahres, Ayoub El Khazzani, war in Molenbeek bei seiner Schwester gewesen, bevor er in Brüssel den Schnellzug bestieg. „Sie kommen nicht alle von hier, und meistens sind sie nur auf der Durchreise“, verteidigte Bürgermeisterin Françoise Schepmans ihren Stadtteil in den Medien. In bestimmten Vierteln sei die Bevölkerungsdichte sehr hoch, sagte Schepmans. „Die Anonymität für Leute mit sehr schlechten Absichten, die auf der Durchreise sind, ist dort größer.“ (afp)

Belgische Spezialeinheiten bei einer Razzia in Molenbeek.
Belgische Spezialeinheiten bei einer Razzia in Molenbeek.
REUTERS Lizenz