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Belgien Belgien: Nach Doppelmord sollen Waffengesetze verschärft werden

13.05.2006, 15:11
Der belgische Waffenhändler George Lang steht in seinem Laden in Antwerpen. Von ihm hatte der 18-jährige Hans Van Themsche Waffen und Munition gekauft, um kurze Zeit später zwei Menschen zu erschießen. (Foto: dpa)
Der belgische Waffenhändler George Lang steht in seinem Laden in Antwerpen. Von ihm hatte der 18-jährige Hans Van Themsche Waffen und Munition gekauft, um kurze Zeit später zwei Menschen zu erschießen. (Foto: dpa) BELGA

Brüssel/dpa. - Premierminister GuyVerhofstadt hatte den Parlamentspräsidenten und dieAusschussvorsitzende, die beide seiner liberalen Partei angehören, amFreitag zu einer schnellen Gesetzesänderung aufgefordert.

Der 18 Jahre alte Todesschütze von Antwerpen hatte am Donnerstagein Jagdgewehr und 20 Schuss Munition gekauft, bevor er gezielt aufMenschen fremder Herkunft schoss. Eine junge Frau aus Afrika wurdeebenso getötet wie ein zweijähriges hellhäutiges Mädchen in ihrerObhut. Eine Türkin erlitt schwere Verletzungen.

Der Präsident des Europäischen Parlaments, Josep Borrell, äußerte«tiefe Abscheu» angesichts der rassistisch motivierten Morde. Diebarbarische Tat müsse nicht nur für alle Belgier, sondern für dieEuropäer insgesamt Anlass zum Nachdenken sein, erklärte Borrell amFreitagabend. «Die Banalisierung der Rechtsextremen und ihrerrassistischen Vorstellungen ist eine ernste Gefahr für unsereDemokratien», betonte der sozialistische Parlamentspräsident.

Ein Haftrichter in Brügge verlängerte unterdessen dieUntersuchungshaft für drei Skinheads, die vor einer Woche zweiMenschen brutal zusammengeschlagen hatten. Eines der Opfer, einFranzose afrikanischer Herkunft, liegt noch im Koma. Ein Gericht inAntwerpen verurteilte nach Medienberichten vom Samstag zweiPolizisten zu einem und drei Jahren Gefängnis, weil sie zwei Algeriernach einer Drogenkontrolle gefoltert und bestohlen hatten.

Unterdessen wurden nähere Einzelheiten zum familiären Umfeld desgeständigen Todesschützen bekannt. Seine Tante Frieda Van Themschesitzt für die offen ausländerfeindliche Flamen-Partei Vlaams Belangim belgischen Parlament. Auch sein Vater gehört nach Angaben derNachrichtenagentur Belga seit den Anfängen zu den Mitgliedern derPartei, die bis zu einem Gerichtsurteil unter dem Namen Vlaams Blokfirmierte. Der Großvater des 18-Jährigen habe im Zweiten Weltkriegfür Nazi-Deutschland an der Ostfront gekämpft.

Vorstandsmitglieder der Partei, die bei der Kommunalwahl inAntwerpen 1999 mit einem Drittel der Stimmen stärkste Kraft wurde,wiesen jede Verbindung mit der Tat von sich. «Der Vlaams Belang isthierfür weder moralisch noch politisch verantwortlich», sagteParteichef Frank Vanhecke der Zeitung «De Standaard». Kommentatoren,liberale Politiker und Muslime warfen der Partei hingegen vor, denNährboden für rassistische Gewalt bereitet zu haben.

Der Todesschütze sagte bei seiner ersten Vernehmung nach Angabender Staatsanwaltschaft aus, das zweijährige Mädchen heller Hautfarbehabe einfach Pech gehabt: Er habe das Kind erschossen, weil es «zur falschen Zeit am falschen Ort» gewesen sei. Die Zweijährige war mitihrem ebenfalls getöteten Kindermädchen, das eine sechsjährigeTochter hinterlässt, im Zentrum von Antwerpen unterwegs.