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Bayern Bayern: Nutzungsverbot für Handys an Schulen

29.03.2006, 14:01
Schülerinnen verfolgen am Mittwoch (29.03.2006) den Unterricht im Caspar-Vischer-Gymnasium in Kulmbach. Im Vordergrund liegen ihre Handys auf einem Tisch (Illustration zum Thema «Handy-Nutzungsverbot an Bayerns Schulen»). Das bayerische Kabinett hat am Dienstag (28.03.2006) ein Nutzungsverbot für Handys an Schulen festgelegt. (Foto: dpa)
Schülerinnen verfolgen am Mittwoch (29.03.2006) den Unterricht im Caspar-Vischer-Gymnasium in Kulmbach. Im Vordergrund liegen ihre Handys auf einem Tisch (Illustration zum Thema «Handy-Nutzungsverbot an Bayerns Schulen»). Das bayerische Kabinett hat am Dienstag (28.03.2006) ein Nutzungsverbot für Handys an Schulen festgelegt. (Foto: dpa) dpa

München/dpa. - Der BayerischePhilologenverband prophezeite eine «Wirkungslosigkeit» der Regelung.«Das wird endlose Diskussionen provozieren, die uns nur vomKerngeschäft des Unterrichts abhalten», sagte Max Schmidt, derVorsitzende des Verbands.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht nur wenigMöglichkeiten für eine Kontrolle der Handynutzung an Schulenaußerhalb des Unterrichts. Die Handys seien «eine Plage» an derSchule, es müsse ein Nutzungsverbot im Unterricht geben, sagte derGEW-Vorsitzende Ulrich Thöne am Mittwoch im ZDF. «Aber es ist auchklar, dass Sie während der Pausen (...) den Handygebrauch nichtkontrollieren können.» «Wir müssen etwas Positives an die Stelle derVerbote setzen.» Mit Blick auf die gefundenen Gewalt- und Pornoszenenauf Handys bayerischer Schüler sagte Thöne: «Dass das möglich ist,muss sich diese Gesellschaft insgesamt als Problem anrechnen lassen.»

Der SPD-Landtagsfraktionschef Franz Maget kritisierte, es seibezeichnend für eine gewisse Hilflosigkeit, wenn die CSU-Staatsregierung auf gesellschaftliche Herausforderungen immer gleichmit Verboten reagiere. Das Handyverbot auch in den Pausen sei«Schwachsinn» und «völlig daneben». «Warum soll sich mein Sohn nichtin der Pause mit seinem Freund verabreden dürfen? Oder warum soll einjüngerer Schüler seinen Eltern nicht per SMS mitteilen, dass dieletzte Stunde ausfällt?»

Unterstützung der Initiative der Staatsregierung kam von Experten.Der Münchner Kinder- und Jugendpsychiater Prof. Franz JosefFreisleder sagte der dpa, «die Entscheidung der Staatsregierung warvielleicht überemotional, aber notwendig.» Angesichts der bekanntgewordenen Fälle von Gewalt- und Pornovideos auf Schülerhandys sei eswichtig gewesen, «die Handbremse zu ziehen». Die Handy-Subkulturunter Heranwachsenden drohe außer Kontrolle zu geraten.

«Die Jugendlichen müssen merken, so kann es nicht weiter gehen»,sagte Freisleder. Lehrer, Eltern und Schüler müssten die Problematikzum Gesprächsthema machen. «Verbote allein helfen nicht, Elternmüssen mit ihren Kindern darüber reden», sagte Freisleder. Es seihöchste Zeit, gegen Gewalt- und Pornodarstellungen auf Schüler-Handyseinzugreifen.

Aus pädagogischer Sicht ist die Maßnahme dagegen fragwürdig. «EinVerbot ist das simpelste Rezept, das leicht umgangen werden kann»,sagte Ekkehard Sander, Wissenschaftler am Deutschen Jugendinstitut inMünchen und Experte für Medien bei Heranwachsenden der dpa. Gewalt-und Pornovideos auf Schüler-Handys seien ein Jugendschutzproblem.Deshalb sei statt Verboten eine «pädagogische Reaktion» notwendig.Ein Handyverbot an Schulen mache wenig Sinn. «Das ist wie bei Tabakund Alkohol. Die sind auch in der Schule verboten, ohne dass damitdie Problematik behoben wird.»

An bayerischen Schulen müssen Mobiltelefone nach einemKabinettsbeschluss künftig ausgeschaltet bleiben. Auch in den Pausendarf das Handy nicht mehr benutzt werden. Nur wenn ein Schüler krankwird oder aus anderen dringenden Gründen telefonieren muss, kann erden Lehrer um eine Ausnahme bitten.