Bayern Bayern: Jüdisches Museum in München vor der Eröffnung

München/dpa. - Es ist nach Berlin der zweite Neubau eines jüdischenMuseums in Europa seit 1945. Die Ausstellung in München ist mit 900Quadratmetern wesentlich kleiner als in der Bundeshauptstadt, kannaber von der Größe her mit Wien und Frankfurt am Main konkurrieren.
Das von der Stadt München für 14,5 Millionen Euro gebaute Museumhabe einen starken Bezug zum jüdischen Leben in der Gegenwart, betontPurin. «Wir wollen uns dagegen stellen, dass jüdisches Lebenausschließlich als historisch und oft im Hinblick auf den Holocaustgesehen wird.» Mit Blick auf die Israelitische Gemeinde mit dem neuenZentrum nebenan sagt Purin: «Wir haben ein gutes nachbarschaftlichesVerhältnis, aber wir legen Wert darauf, dass wir ein städtischesMuseum sind.»
Purin hatte zuvor das jüdische Museum in Fürth geleitet und dortmit seiner Grundhaltung Anstoß erregt, Besuchern einen unverkrampftenBlick auf das Judentum jenseits einer Opferrolle zu ermöglichen. Alsder Konflikt 2002 mit der Satire-Ausstellung «Feinkost Adam»eskalierte, wechselte Purin nach München.
Mit seiner Linie traf der renommierte Museumsmann aus Österreichgenau die Vorstellungen der Landeshauptstadt. Das neue Museum solleein Ort der offenen Auseinandersetzung mit jüdischer Geschichte,Kunst und Kultur werden - «ein Museum, das die gesamte Vielfaltjüdischer Geschichte und Kultur - einschließlich der aktuellenSituation - widerspiegelt», sagte Ude.
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde und Vorsitzendedes Zentralrates der Juden, Charlotte Knobloch, sieht mit dem Museumdas neue Jüdische Zentrum komplettiert. «Damit haben die Besucher nundie großartige Gelegenheit, lebendiges und vielfältiges Judentum inden Räumen unserer Gemeinde zu erleben und nebenan im MuseumWissenswertes über die lange Geschichte der Münchner Juden zuerfahren.»
Das Haus verfügt über drei Ebenen. Im Untergeschoss bietet dieDauerausstellung Einblicke in das jüdische Leben Münchens. Zu sehensind auch Modelle der fünf früheren Münchner Synagogen. Im ersten undzweiten Obergeschoss heben wechselnde Ausstellungen Schwerpunktthemenheraus. Das Museum reagiert damit auch auf das Fehlen einerumfassenden Sammlung.
Das erste Museumsjahr steht unter dem Motto «Sammelbilder». Dabeisolle Sammeln von Jüdischem und Sammeln durch jüdische Bürgerthematisiert werden. «Dabei geht es auch um den Raub und dieEnteignung dieser Sammlungen», sagt Purin. Unter anderem soll diejüdische Abteilung der Sammlung der Wittelsbacher gezeigt werden, diewertvolle hebräische Handschriften enthält. Anfang 2008 sollenzeitgenössische jüdische Künstler ausstellen.
Der Wunsch nach einem jüdischen Museum in München ist fast 80Jahre alt. Bereits 1928 wollten Interessierte ein Museum errichten.Knapp zwei Jahrzehnte nach dem Holocaust griff der damaligeVorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, Hans Lamm, die Ideeauf, ohne sie zum Ziel zu bringen. Der entscheidende Anstoß kam inden 80er Jahren von dem Galeristen Richard Grimm, der auf 28Quadratmetern ein privates Museum eröffnete. Die Kultusgemeinde nahmschließlich die Sammlung auf. Die Exponate sind nun teils im neuenMuseum zu sehen.