1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Barschel-Tod auch nach 20 Jahren nicht aufgeklärt

Barschel-Tod auch nach 20 Jahren nicht aufgeklärt

31.07.2007, 04:59

Schleswig/dpa. - Knapp 20 Jahre nach dem Tod des früheren schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel hat Generalstaatsanwalt Erhard Rex vor einseitigen Mordthesen gewarnt. «Die Frage Mord oder Selbstmord bleibt offen», sagte Rex.

«Ich sehe keine Anhaltspunkte dafür, dass diese Frage in absehbarer Zeit geklärt werden kann. Vielleicht wird sie nie geklärt.» Barschels Leiche war am 11. Oktober 1987 in der Badewanne eines Genfer Hotels gefunden worden. In jahrelangen Ermittlungen konnte nicht bewiesen werden, ob der CDU-Politiker getötet wurde oder sich das Leben nahm. Er starb an Medikamentenvergiftung.

Vorausgegangen war ein Politik-Skandal um schmutzige Wahlkampfaktionen, die der Referent Reiner Pfeiffer aus Barschels Staatskanzlei heraus gegen SPD-Spitzenkandidat Björn Engholm geführt hatte. Barschel beteuerte in einer berühmt gewordenen «Ehrenwort»- Pressekonferenz seine Unschuld an den Vorgängen, trat Tage später aber als Regierungschef zurück.

Die Ermittlungen zur Klärung der Todesumstände hatte die Lübecker Staatsanwaltschaft 1998 eingestellt. «Seitdem gehen fortlaufend Hinweise in dieser Sache ein», sagte Rex. «Es hat aber in keinem Fall Anlass gegeben, wieder Ermittlungen aufzunehmen.» Barschels Tod bleibe rätselhaft. «Wir haben weder für Mord noch für Selbstmord durchgreifende belastbare Anhaltspunkte.»

Die Generalstaatsanwaltschaft plant zum 20. Todestag eine umfangreiche Dokumentation zum Fall Barschel. Einen Teil liefert Rex, den anderen der Leitende Lübecker Oberstaatsanwalt Heinrich Wille, der die Mordermittlungen geführt hatte und ebenso wie die Barschel- Familie klar die Mordthese vertritt. «Mein Ziel ist, auch für die Öffentlichkeit nicht den Anschein zu erwecken, dass wir Indizien einseitig in die eine oder andere Richtung auslegen. Ich will vielmehr die ganze Palette der Indizien, die für Mord und Selbstmord sprechen, gebührend berücksichtigen», erläuterte Rex.

Gespräch: Wolfgang Schmidt, dpa