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Bangen um Susanne Osthoff Bangen um Susanne Osthoff: «Am schlimmsten sind die Nächte»

Von Jürgen Balthasar 09.12.2005, 15:44
Die Schwester der im Irak entführten Susanne Osthoff, Anja Osthoff, zeigt am Freitag (09.12.2005) in ihrer Wohnung in München den Ausdruck eines Plakates, mit dem für eine Mahnwache am 14. Dezember in Berlin geworben wird. (Foto: dpa)
Die Schwester der im Irak entführten Susanne Osthoff, Anja Osthoff, zeigt am Freitag (09.12.2005) in ihrer Wohnung in München den Ausdruck eines Plakates, mit dem für eine Mahnwache am 14. Dezember in Berlin geworben wird. (Foto: dpa) dpa

München/dpa. - Auch der eindringliche Appell des früherenBundeskanzlers Gerhard Schröder an die Kidnapper, die gebürtigeMünchnerin freizulassen, blieb ohne Reaktion. Noch immer gibt eskeine neue Entwicklung, keine Anzeichen für eine baldigeFreilassung.

«Am schlimmsten sind die Nächte», sagt die in München lebendeAnja Osthoff. Da drehen sich ihre Gedanken im Kreis, an Schlaf istoft nicht zu denken. «Mich verfolgen dann Gedanken, wie meineSchwester möglicherweise gefesselt ist, sich kaum bewegen kann undwie lange sie den ganzen Stress aushalten kann.» Tagsüber steht dasTelefon nicht still - Freunde wollen Trost spenden, Medien bittenum Interviews und auch Fremde melden sich mit guten Ratschlägen.Ein Anrufer empfahl sogar, einen Hellseher um Hilfe zu bitten.

Da war Anja Osthoff die Hilfsaktion von Gerhard Schröder schonlieber. Sie finde es toll, dass er ohne zu zögern seinen Intensiv-Sprachkurs in Wales in Großbritannien unterbrochen habe und ihrerBitte um eine Videobotschaft nachgekommen sei, sagt die 35-Jährige.«Das hat innerhalb von einem Tag geklappt.» Das Videoband war dannvon dem arabischen Fernsehsender Al-Dschasira ausgestrahlt worden.Schröder hatte darin an die Menschlichkeit der Entführer appelliertund an Susanne Osthoffs selbstloses Engagement für die Menschen imIrak erinnert.

Die Solidaritätsaktionen gehen unterdessen weiter. Mit einemKerzen-Lichtermeer wollen Bürger im oberbayerischen Ebersberg andiesem Sonntagabend ein Zeichen der Solidarität für die Entführtesetzen. Im Landkreis Ebersberg, in der Gemeinde Grafing, warSusanne Osthoff zuletzt in Deutschland gemeldet. An diesem Samstagist am Münchner Odeonsplatz eine Mahnwache geplant. AmBrandenburger Tor in Berlin sei am kommenden Mittwoch ebenfallseine Mahnwache vorgesehen, sagt Anja Osthoff. Freunde ihrerSchwester hätten die für 18.00 Uhr geplante Aktion organisiert. DieArchäologin war am 25. November bei einer Überlandfahrt im Nordirakmit ihrem Fahrer verschleppt worden.

Anja Osthoff und ihr Bruder Robert waren am Donnerstagabend beiJohannes B. Kerner im ZDF zu Gast. «Sie hat immer gedacht, ihr kannnichts passieren», sagte Robert Osthoff über seine SchwesterSusanne. Auch ZDF-Korrespondent Ulrich Tilgner - er gehört zudenen, die Susanne Osthoff als Letzte gesehen hatten - war in derSendung und sagte über die begeisterte Archäologin: «Sie ist demIrak irgendwie verfallen.» Aber sie sei leichtsinnig gewesen.Tilgner nannte die Entführung einen «extrem schwierigen Fall».Dennoch betont Anja Osthoff: «Ich gebe die Hoffnung nicht auf.»