Aussagen zu Kindstötungen Aussagen zu Kindstötungen: Böhmer bittet um Entschuldigung

Magdeburg/MZ. - Er erklärte, erkönne den Unmut verstehen, den seine Äußerungenüber einen leichtfertigeren Umgang mit werdendemLeben im Osten auslösten. Er entschuldigtesich "bei jenen Frauen und Müttern mit DDR-Biografie",auf die seine Aussagen nicht zuträfen.
Seine Äußerungen seien durch die Kürzedes Interviews mit dem Magazin "Focus" missverständlichgewesen, sagte Böhmer. Er räumte gleichzeitigein, dass diese Aussagen von seinen Mitarbeiternzur Veröffentlichung freigegeben worden waren."Deshalb übernehme ich dafür die politischeVerantwortung, ob mir das gefällt oder nicht."
Im "Focus"-Interview hatte Böhmer am vergangenenWochenende zur größeren Häufigkeit von Kindstötungenim Osten gesagt: "Ich erkläre mir das vorallem mit einer leichtfertigeren Einstellungzu werdendem Leben in den neuen Ländern."Diese Einstellung gehe auf die liberale Abtreibungsregelungder DDR zurück. Diese Aussagen hatten bundesweitund quer durch alle Parteien große Empörungausgelöst.
Die Linksfraktion forderte am Donnerstag im Parlamenterneut Böhmers Rücktritt. Er habe "den Drahtzu den Menschen" und an Glaubwürdigkeit verloren,sagte Fraktionschef Wulf Gallert. Böhmer seimit seinen Äußerungen zum "Kronzeugen fürdie arrogantesten Vorurteile über den Osten"geworden. Auf die Rücktrittsforderung gingBöhmer nicht ein. Er nannte die heftige Kritikan ihm überraschend "ermutigend": "Das isteine Art Aufruhr des Gewissens und ein Zeichen,dass es in diesem Teil Deutschlands keinesittliche Verwahrlosung gibt", sagte er.
Führende Vertreter von Böhmers KoalitionspartnerSPD waren mit seiner Rede vor dem Parlamentnur teilweise zufrieden. Fraktionschefin KatrinBudde kritisierte, Böhmers Entschuldigunggehe nicht weit genug. "Ich hätte mir klarereund weniger auslegbare Worte gewünscht", sagteauch Vizeregierungschef und FinanzministerJens Bullerjahn (SPD) der MZ. Weil Böhmeraber zumindest seine Äußerungen wie gefordertöffentlich relativierte, sei der Fall fürdie SPD erledigt. "Er wird diese Äußerungenzwar nicht mehr loswerden. Das wird aber nichtunsere Koalition belasten."
