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Auslandsreise Auslandsreise: Bundeskanzler besucht Grab seines Vaters in Rumänien

12.08.2004, 08:36
Bundeskanzler Gerhard Schröder begrüßt am Donnerstag (12. August 2004) im rumänischen Ceanu Mare einen älteren Bewohner des Dorfes. Der deutsche Regierungschef hält sich zu einem zweitägigen Besuch in Rumänien auf und reist am Freitag weiter nach Bulgarien. (Foto: dpa)
Bundeskanzler Gerhard Schröder begrüßt am Donnerstag (12. August 2004) im rumänischen Ceanu Mare einen älteren Bewohner des Dorfes. Der deutsche Regierungschef hält sich zu einem zweitägigen Besuch in Rumänien auf und reist am Freitag weiter nach Bulgarien. (Foto: dpa) dpa

Ceanu Mare/Bukarest/dpa. - Bei einem Abstecher im Rathaus übergab Schröder mitgebrachteGeschenke, darunter ein Netz mit Fußbällen, zwei Tischtennisplatten und Computer. Bei seinem knapp einstündigen Aufenthalt in der Ortschaft wurde Schröder überall freundlich begrüßt. Ein Mann übergab dem Kanzler einen Brief mit einem Bittgesuch, den dieser freundlich entgegennahm. Schröder hatte darum gebeten, in Stille und ungestört am Grab seines Vater verweilen zu können. Die rumänischen Behörden hatten den Friedhof und die Kirche deshalb weiträumig abgesperrt.

Der Wehrmachtsgefreite Fritz Schröder war am 4. Oktober 1944 imAlter von 32 Jahren bei einem Gefecht mit der sowjetischen Armee in den Sieberbürger Bergen gefallen. Erst seit drei Jahren weiß Schröder (60), der seinen Vater nie kennen gelernt hat, wo das Grab liegt.

Von Ceanu Mare flog Schröder nach Bukarest zurück, wo amNachmittag die offiziellen Gespräche begannen. Rumänien wird nach Überzeugung des Kanzlers vom Jahr 2007 an als Vollmitglied zur EU gehören. Er rechne fest damit, dass das südosteuropäische Land noch in diesem Jahr alle dafür notwendigen Bedingungen erfüllt, sagte er bei seinen Gesprächen in Bukarest.

Der Europäische Rat könne dann im November den Abschluss derBeitrittsverhandlungen feststellen. Voraussetzung für den gültigenEU-Beitritt sei allerdings, dass das Land mit seinen 21 MillionenEinwohnern seine eindrucksvolle Reformdynamik beibehalte. FürSchröder ist Rumänien schon jetzt eine «funktionierendeMarktwirtschaft».

Die EU hatte Bukarest diese Anerkennung bislang verweigert. Andersals Bulgarien hat das Nachbarland Rumänien auch noch nicht alle EU-Aufnahmebedingungen erfüllt. Zu den noch fehlenden 7 der insgesamt 31Kapiteln gehört auch der Justizbereich wegen der verbreitetenKorruption.

Nach einem Treffen mit Ministerpräsident Adrian Nastase nannteSchröder den mit maßgeblicher Hilfe einer deutschen Tiefbaufirmaerrichteten Bau eines Schifffahrtskanals auf der ukrainischen Seitedes Donaudeltas «unverantwortlich». Das Projekt dürfe erstfortgesetzt werden, wenn eindeutig feststehe, dass der größteNaturpark Europas nicht gefährdet werde, sagte er warnend an dieAdresse Kiews. Bukarest und Umweltschützer befürchten, dass dieGrabungen im Grenzgebiet zu Rumänien für zahlreiche selteneVogelarten das Todesurteil bedeuten. Die Führung in Bukarest forderteinen sofortigen Baustopp.

Schröder, der auch mit Staatspräsident Ion Iliescu zusammen kam,sprach auch über einen engeren Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen. Aufdem Programm stand die Unterzeichnung von Wirtschaftsabkommen mitdeutschen Unternehmen im Gesamtwert von einer Milliarde Euro. GrößterAuftrag ist die Errichtung eines elektronischenGrenzsicherungssystems für die künftige EU-Außengrenze in Rumänien imWert von 650 Millionen Euro durch den Luft- und RaumfahrtkonzernEADS.

An diesem Freitag fliegt der Kanzler in die bulgarische HauptstadtSofia.

Blick auf das blaue Blumengebinde, das Bundeskanzler Gerhard Schröder am Donnerstag (12. August 2004) auf dem Grab seines im Zweiten Weltkrieg gefallenen Vaters im rumänischen Ceanu Mare abgelegt hat. (Foto: dpa)
Blick auf das blaue Blumengebinde, das Bundeskanzler Gerhard Schröder am Donnerstag (12. August 2004) auf dem Grab seines im Zweiten Weltkrieg gefallenen Vaters im rumänischen Ceanu Mare abgelegt hat. (Foto: dpa)
dpa